22. Januar 2018

Pinguine, der fiese Job & die Bärenbande, Oamaru – Waimate, 03.01.2018 – 18.01.2018

Nachdem morgens einige von uns etwas verkatert aufgewacht sind (mir ging es überraschenderweise super gut), musste erst einmal das ganze Haus aufgeräumt werden. Die Mülltüten und Tüten mit Leergut stapelten sich um die Mülltonne.
Irgendwann war dann endlich der letzte Teller abgewaschen und die letzten Taschen ins Auto gequetscht und es konnte losgehen. Wir fuhren gemeinsam mit dem Auto in Richtung Süden, wobei Jan und Niels uns in Oamaru absetzten, bevor es für sie weiter nach Dunedin ging.
Ab da an sollten sich unsere Wege trennen und dieses Mal auch für längere Zeit. Wahrscheinlich sehen wir uns das nächste Mal erst wieder auf der Nordinsel, kurz vor unserem Flug. Denn während Jan und Niels sich jetzt die restliche Südinsel ansehen wollen, war es Neles und mein Plan nach einem kurzen Aufenthalt in Oamaru und Dunedin in Roxburgh auf einer Blaubeerplantage zu arbeiten.

Nach einem kurzen Stopp in der Nähe von Timaru am Strand mit extrem blauen Wasser, kamen wir in Oamaru an. Das Hostel hatte auf Camper Mate ziemlich schlechte Bewertungen, aber es gab eigentlich nichts auszusetzen. Wir schauten uns die public gardens an und Nele kaufte sich endlich neue Flip Flops für einen unschlagbaren Preis von $1,50. Nachdem wir uns noch einmal die aktuellen Jobangebote angeschaut hatten, entschieden wir uns spontan dafür nicht nach Roxburgh zu fahren, sondern auf einer Berry Farm zwischen Timaru und Oamaru zu arbeiten. Denn da gäbe es direkt eine Unterkunft und wir müssten nicht wie auf der Blaubeerfarm in einem Zelt schlafen und uns noch das ganze Camping Equipment kaufen. So cancelten wir unseren Bus nach Dunedin und Roxburgh. Danach telefonierte ich so lange mit einer Mitarbeiterin von unserem gebuchten Hostel in Dunedin, bis wir schließlich kein Deposit für unsere stornierten Übernachtungen bezahlen mussten.
Die Frau von der Beerenfarm mit der ich telefoniert hatte, hatte mir mitgeteilt, dass die Farm leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sei. Der Bus solle direkt vor dem Café halten. Darum wollten Nele und ich uns dann am nächsten Tag kümmern.

Abends machten wir uns auf dem Weg zum Strand, um uns dort eine Pinguinkolonie anzusehen. Wir mussten sehr lange warten bis die Pinguine plötzlich aus dem Wasser watschelten und nach ein paar Sekunden waren sie dann auch schon wieder außer Blickweite. Auf dem Rückweg sahen wir sogar noch ein paar einzelne Pinguine etwas näher. Jetzt haben wir hier in Neuseeland schon Seerobben, Delfine und Pinguine gesehen!
Suchbilder: Wer findet die Pinguine? 


Am nächsten Morgen checkten wir aus dem Hostel aus und fragten die Besitzerin nach einem Bus zur Beerenfarm. Doch sie wusste nichts von einem solchen Bus und schickte uns zu einem Café, wo man Bustickets erwerben kann. Doch auch dort konnte man uns nicht wirklich weiterhelfen. Denn der Bus hielt nur an einer anderen Station, die noch 5km von der Farm entfernt ist. Als ich noch einmal bei der Beerenfarm anrief, bot die Frau sofort an, uns von dort mit dem Auto abzuholen, denn der Weg war nur 5 Minuten mit dem Auto. Der Bus fuhr jedoch erst nachmittags, weshalb Nele und ich noch viel Zeit in Oamaru totschlagen mussten. Wir liefen einen Berg hoch zu einem Lookout point und setzten uns noch einmal die public gardens.



Mit dem Bus fuhren wir dann nur eine halbe Stunde bis zur Station und warteten. Ich hatte der Frau am Telefon mitgeteilt, dass wir um 15:40 Uhr dort ankämen, doch es war niemand zu sehen. Wir warteten geduldig über eine halbe Stunde. Das Problem war, ich wollte sie noch einmal anrufen und ihr mitteilen, dass wir dort warteten, doch wir hatten kein Netz. Schließlich ging ich in ein kleines Café, in der Nähe der Busstation und fragte ob ich das Telefon benutzten dürfe. Na ja die Frau von der Beerenfarm meinte nur, dass sie jetzt jemanden vorbei schicken würde. Das klappte dann Gott sei Dank auch. Als wir ankamen, verstanden wir, warum sie vergessen hatte jemanden vorbeizuschicken. Die Inhaberin Jacky, war schon etwas älter und überfordert mit ihren vielen Aufgaben. Wir unterschrieben den Arbeitsvertrag und wurden von ihr zu unserer Unterkunft gebracht. Mit dem Auto waren es nur wenige Minuten, das Problem war nur, dass wir kein Auto hatten, mit dem wir am nächsten Tag zur Arbeit fahren könnten. Sie bot uns an, Fahrräder vorbeizubringen, dieses Angebot nahmen wir dankend an. Na ja letztendlich brachte sie nach ein paar Tagen ein Fahrrad vorbei, das brachte uns nicht so viel. 
Aber Gott sei Dank lernten wir hier nette Leute kennen, die uns jeden Tag mit zur Arbeit nahmen. Insgesamt sind wir hier zehn Leute in der Unterkunft, die auf der Farm arbeiten. Wir sind alle am Donnerstag angekommen und alle ausnahmslos deutsch. Sabrina, die nicht mit auf dem Feld arbeitete, sondern im Café half, ihre beiden Freunde Orlando und Valerie, Lydia und Nils aus Dresden, und Leonie, Yannik und Alex, die uns netterweise mit dem Auto mitnahmen. 
Vor allem mit Lydia, Nils, Leonie und Yannik verstanden wir uns super. Nach der Arbeit spielten wir oft zusammen Karten, einen Tag fuhren wir zusammen nach Timaru Pizza essen und an einem super heißen Tag zum Strand. Leider waren die Wellen dort so stark, dass wir nicht schwimmen gehen konnten, aber wir hatten auch so Spaß.



Nachdem wir Delfine direkt am Ufer vorbei schwimmen sehen haben und Lydia das Steinumwerfspiel verloren hatte und uns allen eine Packung Eis spendieren muss, wollten wir uns langsam auf den Rückweg machen, denn die Sonne schien unerbittlich und uns allen wurde es einfach zu heiß.
Nils und Lydia fuhren mit ihren Auto vor, doch unser Auto blieb in den Steinen stecken und grub sich immer weiter ein. Es ging nichts mehr, weder vor noch zurück. Auch als wir mit vereinten Kräften schoben, das Auto bewegte sich kein Stück. Wir buddelten den Reifen so gut es ging frei und Yannik legte ein Holzschneidebrett hinter den Reifen. So schafften wir es ein Stück zurückzurollen, doch dann blieb das Auto wieder stecken. Aber das Merkwürdigste: das Schneidebrett war verschwunden. Wir suchten alles ab, aber es war wie vom Erdboden verschluckt. So machten wir uns, während die Sonne erbarmungslos auf uns herab strahlte, auf die Suche nach Stöcken, um damit eine stabile gerade Ebene zu konstruieren. Das funktionierte dann auch glücklicherweise wie geplant und wir konnten endlich, alle komplett durchgeschwitzt, zurückfahren. Das Brett tauchte jedoch nicht mehr auf.

Einen anderen Tag schnitt Lydia mir netterweise noch einmal die Haare, die schon wieder von der ganzen Sonne und Salzwasser ziemlich kaputt waren. Dabei musste sie einige Ecken ausbessern, die mir vorher jemand in die Haare geschnitten hatte. Wer das wohl sein mag…

Na ja, wenn man das so alles liest, denkt man sich wahrscheinlich, warum die Überschrift? Was ist denn so schrecklich?
Ja, das einzige Problem, war eigentlich nur der Job an sich. Unser erster Arbeitstag startete direkt super, im Regen. Wir pflückten alle schwarze Johannisbeere, dabei musste man 4kg in der Stunde pflücken, um den Mindestlohn zu erreichen. Das schaffte jedoch keiner von uns. Um elf wurden wir dann auch nach Hause geschickt, da der Regen bloß noch stärker wurde. Die nächsten beiden Tage konnten wir sogar jeweils sieben Stunden arbeiten, das haben wir in den zwei Wochen sonst nur ein anderes Mal geschafft.
Das schlimmste war aber Erdbeeren pflücken. Hier musste man 8kg in der Stunde schaffen, jedoch sollten die Früchte noch sortiert werden in klein, mittel, groß und jam fruit, also ein bisschen angedischte Früchte, die aber noch für die Marmelade benutzt werden können. Die erste Stunde waren wir noch motiviert, wir haben sogar mehr geschafft als den Mindestlohn. Aber danach wurde es einfach so anstrengend, Rücken, Beine und Knie schmerzten so, man wusste gar nicht, wie man sich hinhocken, -stellen oder -knien soll. Man wurde immer langsamer, sodass es am Ende wahrscheinlich doch nur auf den Mindestlohn hinauslief.
Hinzu kam dann noch der liebreizende Besitzer Donald. Stets schlecht gelaunt und auf der Suche nach dem kleinsten Fehler, um wieder einmal auszurasten. Besonders gute Laune hatte er an einem Tag der etwas regnerisch begann. Da bekamen wir erst einmal alle eine Standpaucke, weil angeblich jemand schon um Punkt 15 Uhr auf dem Parkplatz gewesen sei und nicht genau bis 15 Uhr gearbeitet hätte. Außerdem meckerte er uns an, dass wir alle zur Arbeit gekommen sind. Er hätte nicht genug für uns alle und könnte nicht jeden Tag tausende Dollar aus dem Fenster schmeißen und uns weeding jobs geben. Wir sollten gefälligst innerhalb der Woche immer nur abwechselnd arbeiten. Das war jedoch das erste Mal, dass wir sowas zu hören bekamen. Erst wollte er dann die Hälfte von uns wieder nach Hause schicken, aber irgendwie wurden wir am Ende doch noch alle beschäftigt. Lydia, Leonie, Nele und ich sollten das Erdbeerfeld vom Unkraut befreien. Er erklärte uns, welche Pflanzen wir genau raus ziehen sollten und welche bleiben können. Lydia und Leonie hatten das Gleiche bereits den Tag davor gemacht und Lydia warnte uns nur kurz, dass wir aufpassen sollen, weil dazwischen auch Disteln sein können. Darauf rastete Donald wieder komplett aus und brüllte uns an, dass wir gefälligst bloody English sprechen sollen und er kein einziges Wort deutsch mehr hören möchte.
Während Nele und ich nach kurzer Zeit weiter auf das Himbeerfeld geschickt wurden, mussten Lydia und Leonie dort weiter machen. Nach 2 ½ Stunden regnete es aber mal wieder so doll, dass wir zurück zum Auto gingen. Lydia und Leonie saßen bereits im Auto. Sie wurden nämlich von Donald nach einer Stunde weggeschickt. Er war der Meinung, dass Feld würde so scheiße aussehen, dass sie direkt nach Hause fahren können. Die beiden hatten nämlich keine Handschuhe bekommen und konnten so nicht die Disteln und Brennnesseln herausziehen. Doch Donald hatte ihnen gar nicht die Möglichkeit gegeben sich zu verteidigen.

Besonders gut waren auch die freien Tage geregelt. Abends fuhr Donald an unserer Unterkunft vorbei und sagte, alle hätten den nächsten Tag frei, außer Valerie und Sabrina, die auf dem Markt und im Café arbeiteten. So schliefen Nele und ich aus und saßen gerade noch im Schlafanzug beim Frühstück, als Donald kam und meinte er bräuchte noch zwei Leute und erwartete, dass wir in 10 Minuten fertig im Auto saßen. Und das passierte nicht nur einmal. Insgesamt hatten sie einfach viel zu viele Leute eingestellt, dass wir alle insgesamt in zwei Wochen nicht einmal 60 Stunden arbeiten konnten. Und das Beste kommt noch, bisher haben wir noch keinen Cent überwiesen bekommen, obwohl im Vertrag steht, dass wir eigentlich wöchentlich bezahlt werden sollen.

Na ja ich will mich jetzt aber auch gar nicht weiter aufregen, das haben wir hier schon genug getan und es bringt ja auch nichts. Wir sind einfach froh, dass wir die zwei Wochen durchgehalten haben und jetzt weiterreisen können. Und außerdem habe ich auch schon zu den anderen gesagt: Hätten wir dort nicht gearbeitet, hätten wir uns nie kennengelernt und das wäre echt schade gewesen. Wir haben jetzt auch schon den Plan, uns mit Lydia und Nils in Nelson wiederzutreffen und dort noch einmal für zwei Wochen zusammen zu arbeiten. Da die Beiden auch ungefähr zur gleichen Zeit zurück auf die Nordinsel wollen und bei ihnen auch noch das Tongarrio Alpine Crossing ansteht, wollen wir vielleicht auch das noch zusammen machen.



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