Nun
saßen wir also im Bus von Paiha nach Wellsford, auf dem Weg zu einer
komplett fremden Familie, bei der wir für die nächsten
Tage wohnen sollten. Ich war schon etwas aufgeregt, als ich aus dem
Bus stieg, von dem uns unsere „Gastmutter“ abholen wollte. Wir
liefen zum nächsten Auto direkt an der Busstation, an welches sich
eine Frau lehnte. Weil sie
jedoch keine Anstalten machte uns zu begrüßen, fragten wir die
Frau, „Are you Anna“? Sie guckte uns etwas verwirrt an und
verneinte. Da rief aber schon „die richtige Anna“ von der anderen
Straßenseite und winkte uns freudig zu. Wir
fuhren zu ihrem Haus, welches sich ca. 10km abseits von Wellsford in
dem kleinen Dörfchen Kaipara befand. Hier
sollten wir unsere ersten Wwoofing Erfahrungen machen und ich kann
sagen, es war echt eine super Zeit, sogar viel besser als ich
erwartet hätte!
Aber
jetzt einmal zurück zu der Familie.
Anna,
war eine sehr liebe Neuseeländerin, die wirklich super gut kochen
konnte. Nele und ich freuten uns jeden Tag auf die von ihr
zubereiteten Mahlzeiten und vermissen sie jetzt schon! Zum Frühstück
gab es Köstlichkeiten wie
Kartoffeln und Ei mit Käse überbacken, selbstgemachten Porridge mit
Mandel, Rosinen und frischem Obst aus dem Garten oder
Waffeln mit selbstgemachter
Pflaumenmarmelade oder mit Joghurt und Banane. Ein Traum!
Florian,
ihr Mann, kam ursprünglich aus Deutschland, lebt jetzt aber
bereits seit über 10 Jahren in Neuseeland. Wir haben uns wirklich
oft und lange mit Florian unterhalten und über die verschiedensten
Themen, wie Politik, Geschichte, Wirtschaft oder Nachhaltigkeit,
diskutiert. Er hat uns auch gezeigt, was alles in ihrem Garten wächst
und das war allerhand. Apfelbäume, Birnenbäumen, Orangen, Zitronen,
Pflaumen, Quitten, Tomaten und wirklich so viel mehr! Das Beste war,
wir konnten jederzeit in den Garten gehen, eine Orange pflücken,
auspressen und den Saft trinken. Oder natürlich sie einfach so
essen.
Neben dem Obst und Gemüse hatten sie auch noch Hühner, Schafe und kleine Lämmchen. Die Lämmer durften wir sogar selber mit der Flasche füttern. Die waren so unglaublich süß. Während das eine Lämmchen ganz gierig am liebsten die gesamte Flasche geleert hätte, musste man das andere erst einfangen, ihm den Mund aufhalten und die Flasche in einer ganz bestimmten Position halten, damit es trank.
Lämmchen füttern war aber keineswegs unsere einzige Aufgabe. Bereits am Tag
unserer Ankunft haben wir nach einer kleinen Stärkung noch um die
drei Stunden Unkraut gejätet. Unser größter Feind war das
onionweed. Wir mussten jeden
Tag circa 4 Stunden arbeiten. Wir haben Fenster geputzt, die gesamte
Speisekammer aufgeräumt und sauber gemacht und noch mehr Unkraut
gejätet. Mittags und abends
wurden wir dann wieder mit Annas Köstlichkeiten
verwöhnt: Lammkeule mit Polenta und Salat aus dem Garten, Gulasch
mit Nudeln oder selbstgemachte Pizza… Außerdem wurde seeeeehr viel
Tee getrunken: breakfast tea, after breakfast tea,
lunch tea, afternoon tea, evening tea…
Die
Nachmittage und Abende verbrachten wir auch fast immer auf ihrem
Grundstück, denn es war wirklich sehr abgelegen und ohne Auto konnte
man dort nicht viel machen. Aber das war kein Problem, denn Oskar,
ihr Sohn, der nur etwas jünger war als Nele und ich, war ein ganz
begeisterter Spieler und so spielten wir jeden Abend nach dem
Abendessen Catan oder Ticket to ride. Das war wirklich immer schön
und ich habe mich wirklich gut integriert in das Familienleben
gefühlt. Insgesamt waren
wir eigentlich nur für vier Tage dort, aber es kommt wir viel länger
vor und die Familie ist mir in dieser kurzen Zeit schon etwas an Herz
gewachsen. Man hatte sich schon total an den Alltag gewöhnt: Morgens
um 8 Uhr gab es Frühstück, danach wurde gearbeitet mit einer kurzen
Mittagspause und am Nachmittag hatten wir frei. Aber es war nicht so,
dass wir nicht wussten was mir machen sollten, wir konnten uns immer
mit jemanden nett unterhalten.
Was
auch echt super war, Nele und ich hatten unser Zimmer in einem
separaten
Haus (aber direkt nebenan) über Florian Büro. Und ein echt schönes
eigenes Badezimmer!
Dort oben, bei dem kleinen zugewachsenen Balkon, war unser Zimmer |
Auch
der Sonntagmorgen begann ganz gewöhnlich. Nele und ich hatten
bereits einige Stunden im Garten gearbeitet, als Anna kam und meinte
es sei genug für heute. Und sie hatte Neuigkeiten dabei: Eine
Freundin der Familie suchte auch Wwoofer, die auf ihre Kinder
aufpassten und im Haushalt mithalfen. Und das am Besten noch heute!
Also haben wir schnell unsere Sachen zusammengepackt, noch einen
leckeren Salat zum Lunch gegessen und dann ging es schon los. Bevor
Anna uns bei ihren Freunden absetzte, gingen wir noch alle zusammen
ins Kino, bzw. in den Versammlungsraum des Dorfes in dem eine
Leinwand aufgebaut war. Es lief eine Dokumentation über das
Verschwinden der Artenvielfalt von Obst und Gemüse, genetisch
verändertes Saatgut von Monsanto und den Versuch einiger
Freiwilligen eine Samenbank zu eröffnen, um dem entgegen zu wirken. Es war sehr interessant und erschreckend zu sehen, dass nur eine
handvoll großer Unternehmen über fast die gesamten Nahrungsmittel
entscheiden kann und welche Folgen dies hat.
Danach
hieß es Abschied nehmen. Florian meinte wir sollen uns unbedingt
zwischendurch melden, Oskar war der Meinung, wir würden uns eh
nochmal sehen und Anna legte
uns Nahe, dass wir uns
jederzeit melden können, falls wir kein Geld mehr hätten
oder wir einen Schlafplatz bräuchten.
Wir
hatten wirklich so unglaubliches Glück mit unserer Gastfamilie, ich
hätte mir meine erste Wwoofing Erfahrung echt nicht besser
vorstellen können. Nele und ich planen jetzt schon, vielleicht auf
dem Rückweg einen kleinen Abstecher zu Anna, Florian und Oskar
zu machen und sie noch einmal zu besuchen.
Tolle Erfahrung, hoffentlich ist die nächste Station auch so schön ...
AntwortenLöschenDie erste Erfahrung war ja ganz prima. wünsche euch, dass es so weitergeht.
AntwortenLöschenDa habt ihr wirklich eine tolle Erfahrung machen dürfen. Und die Öko-Mutti freut sich ganz besonders ;o) Ich wünsche euch weiterhin so tolle, neue Erfahrungen.
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