19. Oktober 2017

Erste Wwoofing Erfahrungen, Wellsford, 12.10.2017 – 15.10.2017

Nun saßen wir also im Bus von Paiha nach Wellsford, auf dem Weg zu einer komplett fremden Familie, bei der wir für die nächsten Tage wohnen sollten. Ich war schon etwas aufgeregt, als ich aus dem Bus stieg, von dem uns unsere „Gastmutter“ abholen wollte. Wir liefen zum nächsten Auto direkt an der Busstation, an welches sich eine Frau lehnte. Weil sie jedoch keine Anstalten machte uns zu begrüßen, fragten wir die Frau, „Are you Anna“? Sie guckte uns etwas verwirrt an und verneinte. Da rief aber schon „die richtige Anna“ von der anderen Straßenseite und winkte uns freudig zu. Wir fuhren zu ihrem Haus, welches sich ca. 10km abseits von Wellsford in dem kleinen Dörfchen Kaipara befand. Hier sollten wir unsere ersten Wwoofing Erfahrungen machen und ich kann sagen, es war echt eine super Zeit, sogar viel besser als ich erwartet hätte!
Aber jetzt einmal zurück zu der Familie.
Anna, war eine sehr liebe Neuseeländerin, die wirklich super gut kochen konnte. Nele und ich freuten uns jeden Tag auf die von ihr zubereiteten Mahlzeiten und vermissen sie jetzt schon! Zum Frühstück gab es Köstlichkeiten wie Kartoffeln und Ei mit Käse überbacken, selbstgemachten Porridge mit Mandel, Rosinen und frischem Obst aus dem Garten oder Waffeln mit selbstgemachter Pflaumenmarmelade oder mit Joghurt und Banane. Ein Traum!




Florian, ihr Mann, kam ursprünglich aus Deutschland, lebt jetzt aber bereits seit über 10 Jahren in Neuseeland. Wir haben uns wirklich oft und lange mit Florian unterhalten und über die verschiedensten Themen, wie Politik, Geschichte, Wirtschaft oder Nachhaltigkeit, diskutiert. Er hat uns auch gezeigt, was alles in ihrem Garten wächst und das war allerhand. Apfelbäume, Birnenbäumen, Orangen, Zitronen, Pflaumen, Quitten, Tomaten und wirklich so viel mehr! Das Beste war, wir konnten jederzeit in den Garten gehen, eine Orange pflücken, auspressen und den Saft trinken. Oder natürlich sie einfach so essen.





Neben dem Obst und Gemüse hatten sie auch noch Hühner, Schafe und kleine Lämmchen. Die Lämmer durften wir sogar selber mit der Flasche füttern. Die waren so unglaublich süß. Während das eine Lämmchen ganz gierig am liebsten die gesamte Flasche geleert hätte, musste man das andere erst einfangen, ihm den Mund aufhalten und die Flasche in einer ganz bestimmten Position halten, damit es trank.



Lämmchen füttern war aber keineswegs unsere einzige Aufgabe. Bereits am Tag unserer Ankunft haben wir nach einer kleinen Stärkung noch um die drei Stunden Unkraut gejätet. Unser größter Feind war das onionweed. Wir mussten jeden Tag circa 4 Stunden arbeiten. Wir haben Fenster geputzt, die gesamte Speisekammer aufgeräumt und sauber gemacht und noch mehr Unkraut gejätet. Mittags und abends wurden wir dann wieder mit Annas Köstlichkeiten verwöhnt: Lammkeule mit Polenta und Salat aus dem Garten, Gulasch mit Nudeln oder selbstgemachte Pizza… Außerdem wurde seeeeehr viel Tee getrunken: breakfast tea, after breakfast tea, lunch tea, afternoon tea, evening tea…
Die Nachmittage und Abende verbrachten wir auch fast immer auf ihrem Grundstück, denn es war wirklich sehr abgelegen und ohne Auto konnte man dort nicht viel machen. Aber das war kein Problem, denn Oskar, ihr Sohn, der nur etwas jünger war als Nele und ich, war ein ganz begeisterter Spieler und so spielten wir jeden Abend nach dem Abendessen Catan oder Ticket to ride. Das war wirklich immer schön und ich habe mich wirklich gut integriert in das Familienleben gefühlt. Insgesamt waren wir eigentlich nur für vier Tage dort, aber es kommt wir viel länger vor und die Familie ist mir in dieser kurzen Zeit schon etwas an Herz gewachsen. Man hatte sich schon total an den Alltag gewöhnt: Morgens um 8 Uhr gab es Frühstück, danach wurde gearbeitet mit einer kurzen Mittagspause und am Nachmittag hatten wir frei. Aber es war nicht so, dass wir nicht wussten was mir machen sollten, wir konnten uns immer mit jemanden nett unterhalten.
Was auch echt super war, Nele und ich hatten unser Zimmer in einem separaten Haus (aber direkt nebenan) über Florian Büro. Und ein echt schönes eigenes Badezimmer!

Dort oben, bei dem kleinen zugewachsenen Balkon, war unser Zimmer

Auch der Sonntagmorgen begann ganz gewöhnlich. Nele und ich hatten bereits einige Stunden im Garten gearbeitet, als Anna kam und meinte es sei genug für heute. Und sie hatte Neuigkeiten dabei: Eine Freundin der Familie suchte auch Wwoofer, die auf ihre Kinder aufpassten und im Haushalt mithalfen. Und das am Besten noch heute! Also haben wir schnell unsere Sachen zusammengepackt, noch einen leckeren Salat zum Lunch gegessen und dann ging es schon los. Bevor Anna uns bei ihren Freunden absetzte, gingen wir noch alle zusammen ins Kino, bzw. in den Versammlungsraum des Dorfes in dem eine Leinwand aufgebaut war. Es lief eine Dokumentation über das Verschwinden der Artenvielfalt von Obst und Gemüse, genetisch verändertes Saatgut von Monsanto und den Versuch einiger Freiwilligen eine Samenbank zu eröffnen, um dem entgegen zu wirken. Es war sehr interessant und erschreckend zu sehen, dass nur eine handvoll großer Unternehmen über fast die gesamten Nahrungsmittel entscheiden kann und welche Folgen dies hat.

Danach hieß es Abschied nehmen. Florian meinte wir sollen uns unbedingt zwischendurch melden, Oskar war der Meinung, wir würden uns eh nochmal sehen und Anna legte uns Nahe, dass wir uns jederzeit melden können, falls wir kein Geld mehr hätten oder wir einen Schlafplatz bräuchten.

Wir hatten wirklich so unglaubliches Glück mit unserer Gastfamilie, ich hätte mir meine erste Wwoofing Erfahrung echt nicht besser vorstellen können. Nele und ich planen jetzt schon, vielleicht auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher zu Anna, Florian und Oskar zu machen und sie noch einmal zu besuchen.

3 Kommentare:

  1. Tolle Erfahrung, hoffentlich ist die nächste Station auch so schön ...

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  2. Die erste Erfahrung war ja ganz prima. wünsche euch, dass es so weitergeht.

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  3. Da habt ihr wirklich eine tolle Erfahrung machen dürfen. Und die Öko-Mutti freut sich ganz besonders ;o) Ich wünsche euch weiterhin so tolle, neue Erfahrungen.

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