29. Dezember 2017

Das erste Mal alleine, Blenheim, 14.12.2017 – 19.12.2017

In Blenheim angekommen, setzten mich Jan und Niels bei meinem Hostel ab und fuhren dann weiter zu ihrem, denn sie hatten zu spät gebucht, sodass wir in unterschiedliche Hostels gehen mussten. Mein Hostel sah aus wie ein typisches working Hostel, aber natürlich immer noch schöner als die Bell lodge.
Nur das Badezimmer war etwas eigenartig konzipiert. Normalerweise gibt es vorne Waschbecken und dann einzelne Kabinen mit Toiletten und Duschen. Hier gab es jedoch keine Kabinen für die Duschen. Sie waren wie die Waschbecken mitten im Raum. Wenn man also duschen ging, konnte jederzeit jemand reinkommen. Es gab auch nicht einmal Duschvorhänge, sondern nur Milchglastüren. Es war schon etwas merkwürdig, doch Gott sei Dank blieb ich ja nur für eine Nacht und musste dort nur einmal duschen.
Als ich im Hostel angekommen war, fühlte ich mich erst einmal sehr unwohl und irgendwie allein. Doch im Verlauf des Tages verschwand das Gefühl. Ich lernte einen netten Jungen auf meinem Zimmer kennen, mit dem ich mich viel unterhielt und auch bei Essen setzte ich mich zu ein paar Mädchen. Alle waren sehr offen und freundlich.
Das einzige Problem war, ich hatte immer noch nichts von meinem
Wwoofing host gehört, dabei sollte ich eigentlich morgen anfangen. Also ich hatte die Bestätigung, dass ich gerne bei ihr wwoofen könne, aber auf meine Frage, wann und wie ich zu ihr kommen sollte, kam keine Antwort.
Ich las mir im Internet noch einmal ihre Seite durch und entdeckte glücklicherweise, dass sie eine Telefonnummer angegeben hatte. Sie war zunächst sehr verwundert als ich sie anrief und meinte sie würde mich morgen noch einmal anrufen und Bescheid sagen, wann sie mich abhole. Vermutlich aber erst gegen Nachmittag.
So richtig sicher, ob das klappen würde, war ich mir nach dem Telefonat nicht und ich fragte mich schon, was ich den ganzen nächsten Tag noch machen sollte, weil ich ja bereits um 10 Uhr aus dem Hostel auschecken sollte.Ich entschied mich dazu erst einmal auszuschlafen und dann spontan zu sehen, was der nächste Tag so bringt.
Glücklicherweise wachte ich doch früher auf, denn um halb neun rief mich Gemma, mein Wwoofing Host, an und sagte, sie würde mich in einer halben Stunde abholen. Hastig packte ich meine Sachen zusammen und machte mir auf die Schnelle noch einen Toast. Dann war sie auch schon da. Und meine schlechten Vorahnungen wurden zu Nichte gemacht, denn Gemma war wirklich nett und es stellte sich heraus, dass sie mir nur nicht geantwortet hat, weil sie keine Benachrichtigung bekommen hatte und sich gedacht hatte, ich hätte einen anderen Wwoofing Platz angenommen. Aber es hat ja doch irgendwie alles geklappt.
Als wir bei ihrem Haus ankamen, stellte ich nur kurz meine Sachen in einem Caravan ab, in dem ich die nächsten Tage schlafen würde und dann fing ich schon an zu arbeiten. Die Familie hatte zwei Ponys, so war meine erste Aufgabe, die ganzen Pferdeäpfel von der Weide zu entfernen. Nach circa 1 ½ Stunden war dies geschafft und ich bekam ein Brötchen zum Mittagsessen. Nach der kleinen Stärkung ging es dann weiter mit der Arbeit. Ich sollte das Gras zwischen kleinen heranwachsenden Pflanzen mit einer Küchenschere so kurz wie möglich schneiden. Das war ein Mordsarbeit und ich kam mir ein wenig blöd vor. Aber nicht nur das, auf Dauer tat mein Rücken davon echt weh und mir kam es so vor, als wäre ich schon seit Stunden bei der Sache. Als ich endlich fertig war, stellte sich heraus, dass ich damit gar nicht so falsch lag. Ich hatte den Tag insgesamt circa 6 Stunden gearbeitet, obwohl beim wwoofen normalerweise drei bis höchstens fünf Stunden typisch sind. Ich hoffte nur, dass es die nächsten Tage nicht auch so bleiben würde…
Abends lernte ich dann den Rest der Familie kennen. Das Paar war erst Anfang 30 und hatte zwei Töchter, Livvie (9) und Molly (7) und einen kleinen Sohn namens Tom (1 ½). Die beiden Mädchen waren beide so liebenswürdig und gutherzig. Jedes Mal, wenn ich mit ihnen spielte, bedankten sie sich danach dafür. Und sie freuten sich immer so sehr, dass es mir wirklich richtig Spaß machte, Zeit mit ihnen zu verbringen.

Am zweiten Tag sollte ich den Gartenzaun streichen. Das war jedoch viel anstrengender und zeitaufwendiger als ich erwartet hatte. Nach vier Stunden durfte ich jedoch aufhören, da die Familie auf eine Feier bei Freunden eingeladen war und sie mich in der Stadt absetzen, damit ich etwas mit Jan und Niels an meinem freien Nachmittag unternehmen konnte. Da das Wetter auch super gut war, entschieden wir uns zusammen zum Strand zu fahren, zur Whites Bay. Der Strand war wirklich schön und wir gingen direkt baden. Lange konnten wir uns danach aber nicht in die Sonne legen, da überall sandflies waren, die einen die ganze Zeit stachen. Nach ein paar Stunden setzten mich die Beiden bei meinem derzeitigen Zuhause ab und fuhren dann zurück zu ihrem Hostel.




Was die Verpflegung anging, wurde es hier etwas anders gehandhabt. Bei unseren ersten Wwoofing hosts aßen wir alle gemeinsam Frühstück, abends und manchmal auch mittags wurde gekocht. Hier hieß es: „help yourself“. Das war mir auch Recht, nur leider gab es die meisten Zeit nur Toast, Cornflakes oder Joghurt, die ich essen konnte. An keinem Tag wurde gekocht, denn die Familie war fast jeden Abend auf eine Feier eingeladen und aß dann außerhalb. Und sonst gab es eben Toast.

Am nächsten Tag durfte ich den Gartenzaun weiter streichen. Yuhu. Und an dem Tag war es noch heißer und ich stand die ganze Zeit in der prallen Sonne und schmolz dahin. Ich war so froh als ich endlich fertig war, doch da wusste ich noch nicht, dass Gemma der Meinung war, der Zaun vor dem Haus benötige auch einen neuen Anstrich. Ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können... Netterweise kam zwischendurch Livvie vorbei und bemitleidete mich, als ich den anderen Zaun strich, und gab mir ein Eis.
Irgendwann war die Farbe leer und unglücklicherweise hatte Gemma keine andere mehr, sodass ich fertig war für den Tag. Abends fuhren die beiden Mädchen, Gemma und ich zusammen zu einem See. Es war bereits nach 19 Uhr und trotzdem noch 29 Grad!


Wir schwammen und plantschen ein wenig, bevor wir zurückfuhren und dann mit der ganzen Familie die Christmas lights in der Stadt anschauen fuhren. Das war ein Ritual der Familie. Eigentlich mag ich solche Weihnachtsdeko gar nicht, aber die Kinder freuten sich so sehr darüber, dass ich es auch einfach mögen musste. Dieses ganze Ritual, kurz vor Weihnachten mit der Familie in die Stadt zu fahren und sich die ganzen Lichter anzugucken finde ich jetzt sogar irgendwie schön.


Aber ein Haus war echt übertrieben. Man konnte sogar auf das Grundstück und in Teile des Hauses reingehen und alles war voll mit beleuchteten Tannenbäumen, Weihnachtsmännern, Rentieren, Schneemännern und so viel anderem Kitsch. Uns wurde erzählt, dass die Besitzer bereits über drei Monate vor Weihnachten begonnen haben, das Haus zu schmücken
Ein bisschen übertrieben, aber wem es gefällt…



Am nächsten Tag befürchtete ich Gemma hätte neue Farbe gekauft und ich müsse weiter den Gartenzaun streichen. Aber nein, ich hatte Glück! Da Gemma heute tagsüber bei Freunden eingeladen war, ihr Mann auf der Arbeit war und die Kinder Ferien hatten, war meine Aufgabe für den Tag, auf die beiden Mädchen aufzupassen und mich um die Wäsche zu kümmern. Und es war eindeutig der beste Arbeitstag! Ich fuhr mit den Beiden mit dem Fahrrad zu Spielplatz, wir haben Gingerbread zusammen gebacken, sind Trampolin gesprungen, haben ein Parkour gebaut, zusammen geturnt… Ich hatte wirklich Spaß mit den Beiden!



Am Abend ging die Familie wieder zusammen aus und ich blieb im Haus und hatte ein wenig Zeit mich zu entspannen.

Und dann war auch schon mein letzter Tag gekommen. Doch auch heute musste ich noch einmal ordentlich mit anpacken. Heute wurde die ganze Wohnung geputzt, gesaugt und der Teppich gereinigt. Als das geschafft war, sollte ich schnell meine Sachen ins Auto packen und es ging los. Ich dachte, wir würden direkt zum Busbahnhof fahren, wo Gemma mich absetzten wollte, aber da täuschte ich mich. Zuerst ging es noch zu ihrer Schwester, wo ich noch einmal helfen durfte das Haus zu saugen und den Teppich zu reinigen. Aber dann endlich steuerte Gemma den Busbahnhof an. Ich war froh, es noch pünktlich geschafft zu haben und gleich Nele wiederzusehen. Die Arbeit dort würde ich auf keinen Fall vermissen, aber als ich mich von Molly und Livvie verabschieden musste, war ich schon etwas traurig. Die Beiden waren nicht so nervig und zickig wie die meisten Mädchen in ihrem Alter, sondern wirklich super lieb und süß. Sie sagten mir auch beide, dass sie sehr traurig waren, dass ich fahre und ob ich nicht noch länger bleiben könne. Doch sie verstanden, dass ich eine gute Freundin nicht an ihrem Geburtstag alleine lassen könnte.


Insgesamt bin ich froh die Erfahrung gemacht zu haben, mal ganz alleine eine Zeit lang hier in Neuseeland verbracht zu haben, auch wenn es nur für ein paar Tage war. Ich bin sonst eher der Mensch, der sich sicherer fühlt, wenn er nicht alleine ist. So war es auch schon früher, als ich nicht mehr zum Schwimmen wollte, als Annika und Esther aufgehört haben, ich nicht alleine mit Leichtathletik anfangen wollte, insgesamt ich nie etwas ganz alleine machen wollte. Das hat mir bestimmt schon viele Chancen genommen...
Vielleicht hat mir jetzt diese Erfahrung geholfen, mehr Vertrauen in mich selbst zu haben und mir selbst klarzumachen, dass ich auch alleine gut klarkommen kann. Denn das werde ich müssen, wenn ich in weniger als einem Jahr, ganz alleine in eine andere Stadt ziehen werde.

25. Dezember 2017

Endlich auf der Südinsel, Picton, 13.12.2017 – 14.12.2017

Am Mittwochmorgen mussten Nele und ich früh aufstehen, um die Fähre von Wellington nach Picton zu nehmen. Ich war unglaublich müde, denn ich hatte in der Nacht so krasse Gliederschmerzen gehabt, dass ich kaum ein Auge zugemacht hatte. Da es überhaupt nicht besser wurde, nahm ich irgendwann endlich eine Schmerztablette, sodass ich wenigstens ein paar Stunden schlafen konnte.
Nach einem schnellen Frühstück machten Nele und ich uns auf den Weg zum Shuttle, der uns dann direkt zur Fähre bringen sollte. Da der Weg relativ lang war, hatten wir extra 40 Minuten für den Fußweg eingeplant und trotzdem wurde es noch ziemlich knapp. Denn Nele hatte bereits ihren Großeinkauf für ihren Camping Trip gemacht und war so voll bepackt, dass ich Angst hatte, sie würde auf halber Strecke zusammenbrechen. Ihr etwas abnehmen durfte ich aber auch nicht, der kleine Sturkopf. Irgendwann war sie dann anscheinend doch so kaputt und befürchtete, dass wir es niemals zum pünktlich zum Shuttle schaffen würden, dass ich ihr die schwere Tasche aus der Hand reißen konnte und sie wenigstens kurz tragen durfte.

Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft und saßen schließlich auf der Fähre. Leider hatten Nele und ich für die Überfahrt nicht so super Wetter erwischt. Wir saßen zunächst draußen, aber irgendwann wurde es so kalt und windig, dass wir reingingen. Kurz danach fing es dann auch noch an zu regnen. Drinnen spielten wir Karten bis plötzlich eine Ansage gemacht wurde, die Nele und ich aber nicht richtig verstanden. Daraufhin stürmten aber plötzlich alle nach draußen. Nele und ich guckten uns verwirrt an, folgten dann aber der Menschenmenge. Leider zu spät. Draußen hätte man Delfine sehen können. Nur am Ende gingen Nele und ich dann noch einmal draußen, um uns schon einmal die Marlborough Sounds anzusehen, die das Boot passierte.


In unserem Hostel angekommen lernten wir Aurelia kennen, eine Mitbewohnerin unseres Zimmers, mit der wir uns auf Anhieb gut verstanden. Dann trafen wir uns mit Jan und Niels, die in einem anderen Hostel in Picton waren, denn Nele benötigte noch das Camping Equipment für ihre Wanderung. Nachdem wir Nele in Tauranga gezeigt hatten wie man ein Zelt aufbaut, lernte sie an dem Tag wie man einen Gaskocher benutzte. Denn sonst hätten wir sie niemals alleine auf die Mehrtageswanderung gelassen, doch sie hat alle Tests erfolgreich bestanden.
Als das erledigt war, wollte Nele ein wenig spazieren gehen, während Jan, Niels und ich uns in unseren Hostels kostenlose Fahrräder ausliehen. Wir wollten zu einem Lookout point fahren. Doch irgendwie war das dann doch so anstrengend, dass wir die Fahrräder die meiste Zeit den Berg hochschieben mussten. Oben angekommen hatten wir jedoch einen schönen Ausblick und ein gutes Fotomotiv.
Der Weg runter ging dann eindeutig schneller und machte viel mehr Spaß.



Zurück im Hostel lernten wir Käthe kennen, die ebenfalls aus Deutschland kam. Sie hat auch überlegt den Queen Charlotte Track zu machen, hatte aber kein Zelt und wollte auch nicht alleine gehen. So kam es dann kurzer Hand zu Stande, dass Nele eine Begleiterin auf ihrem Trip hatte. Wie schnell doch sowas geht!

In unserem Hostel fand an diesem Abend eine Christmas party statt, wo gemeinsam der Weihnachtsbaum geschmückt werden sollte. Dazu gab es kostenlosen Wein und selbstgebackenen Kuchen. Und es war richtig schön! Nachdem der nur leicht schiefe kunterbunte Baum fertig geschmückt war, gingen die Meisten langsam zu Bett. Aurelia, Käthe, Nele, zwei andere und ich blieben aber noch ziemlich lange und redeten über die unterschiedlichsten Sachen. Erfahrungen über das bereits erlebte und Reisetipps wurden ausgetauscht, alle erzählten, was ihre Traditionen an Weihnachten waren… Es war toll. Besonders mit Käthe verstanden Nele und ich uns besonders gut und sodass Käthe spontan entschied, nach der Wanderung mit Nele, mit nach Kaikoura zu kommen.


Am nächsten Morgen hieß es dann erst einmal Abschied nehmen. Denn während Nele noch einen Tag in Picton blieb, um die letzten Sachen für ihre Wanderung zu planen, verließ ich das Hostel. Es war echt komisch sich zu verabschieden, nachdem man für über zweieinhalb Monate jeden Tag miteinander verbracht hatte. Doch es war deutlich leichter für mich, Nele „zurückzulassen“, weil ich wusste, dass sie jetzt doch jemanden hat, der sie auf ihrem Trip begleitet.
Jan und Niels holten mich mit dem Auto ab und wir fuhren zusammen nach Anakiwa, dem Startpunkt unserer Wanderung. Wir hatten uns dazu entschieden, eine Eintageswanderung durch die Marlborough Sounds zu machen. Wir liefen also einen Teil des Queen Charlotte Tracks ab. Auf dem Weg kreuzen sogar ein paar Ziegen unseren Weg. An unserem Ziel angekommen hatten wir einen 180 Grad Ausblick über die Marlborough Sounds und es war echt wunderschön. Die ersten Eindrücke der Südinsel waren bisher einfach durchweg positiv. Die Landschaft ist einfach noch schöner, falls das überhaupt möglich ist.


Danach fuhren wir gemeinsam weiter nach Blenheim.

22. Dezember 2017

Wellington, 09.12.2017 - 13.12.2017

Euch wird vielleicht auffallen, dass dieser Eintrag von der Art etwas anders ist, aber ich dachte ich probiere einfach mal etwas Neues!

Aktivitäten in Wellington:

Cable Cars
Nach dem wir über eine halbe Stunde vom Bus zum Hostel gelaufen waren und unsere Sachen abgestellt hatten, machten wir uns direkt wieder auf den Weg. Unser erstes Ziel waren die Wellington Cable Cars. Ich bin schon einmal in San Francisco mit den Cable Cars gefahren, aber für Nele war das ganz neu. Die Preise für die Tickets waren auch relativ günstig, wir haben 7,50 Dollar pro Person für 2 Fahrten bezahlt. Und dann ging es auch schon los. Die rote weihnachtlich festlich dekorierte kleine Bahn fuhr los. Die Strecke ging unter anderem durch zwei Tunnel, die mit LED Lichterketten dekoriert waren. Besonders lang war die Fahrt aber leider nicht.





Botanical gardens
Mit den Cable Cars kamen wir direkt bei den botical gardens an. Ich weiß gar nicht, in wie vielen von solchen Gärten wir schon waren, aber die einzigen, die mich überzeugt haben, waren wirklich nur die Hamilton gardens. Auch hier liefen wir die Wege entlang, aber etwas wirklich spektakuläres fanden wir nicht. Aber wir setzten uns noch gemütlich auf eine Bank und aßen ein paar leckere Cookies.

Night market
Jeden Freitag und Samstag zwischen 17 und 22:30 Uhr findet in der Cuba Street ein Markt statt. Es gibt Stände mit den unterschiedlichsten Köstlichkeiten aus aller Welt. Das blöde war nur, dass Nele und ich gegessen hatten, bevor wir den Markt besucht haben. Doch auch so fand ich es schön, mir die ganzen Stände anzuschauen und ein wenig vom Nachtleben der Hauptstadt mitzukommen.

Te Papa Museum
Am nächsten Morgen war das Wetter nicht besonders gut. Doch das war kein Problem, denn auch dafür hatten wir Programm. Wir besuchten das Te Papa Tongarewa Museum. Das heißt übersetzt „Sammlung der Schätze“. Wie der Name schon sagt, werden hier die Geschichte des Landes und ihrer Landsleute aufgearbeitet. Mir hat das Museum wirklich gut gefallen. Die Ausstellungen waren wirklich gut gemacht, interessant und informativ zu gleich. Außerdem fand ich es schön, mal mehr über die Kultur des Landes zu erfahren, in dem ich für ein halbes Jahr lebe. Und der Eintritt war sogar kostenlos.

Underground Christmas market
Da Nele und ich wegen des Wetters und überhaupt, gar nicht in Weihnachtsstimmung waren, dachte wir es wäre eine ganz schöne Idee mal einen neuseeländischen Weihnachtsmarkt zu besuchen, um so vielleicht ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dieser Weihnachtsmarkt war aber nicht wie bei uns draußen, sondern in einer Halle. Es gab einige Essensstände, an denen  Crêpes, Brownies oder warme Speisen verkauft wurden. Ansonsten wurde Schmuck, Kleidung, Bilder und ein wenig anderes Gedöns angeboten. Insgesamt war es ganz schön, aber ich mag unseren Weihnachtsmarkt in Hannover eindeutig lieber, wo man draußen einen Glühwein und Schmalzkuchen genießen kann. Die gab es hier nämlich komischerweise nicht.

Mount Victoria

Am Nachmittag war das Wetter ein wenig besser, sodass wir uns entschieden auf den nicht allzu weit entfernten Mount Victoria zu wandern. Der Weg zum Lookout war relativ steil und als wir oben angekommen waren, sind wir fast weggeweht. Denn in Wellington ist es unglaublich windig. Ansonsten hatte man echt einen schönen Ausblick über die Stadt und den Hafen. Danach machten wir uns noch auf die Suche nach dem Hobbit Hideway. Denn auf dem Mount Victoria war der erste Drehtag vom Herr der Ringe. Für alle Herr der Ringe Kenner, hier wurde die Szene gedreht, wo sich die vier Hobbits unter einem Baum vor dem Nazgul verstecken. Der Pfad war aber eine ganz schöne Enttäuschung. Den richtigen Baum zu finden ist super schwer (wir haben es nicht geschafft), weil es nirgends markiert ist. Ansonsten gibt es nur eine Bank mit einem Zitat. Das wars.




Island Bay
Mit dem Bus fuhren wir am sonnigsten Tag etwas aus Wellington Zentrum heraus. Zunächst setzten wir uns in eine kleine Sandstrandbucht und genossen die Sonne. Doch leider war es extrem windig und da wir uns ausnahmsweise mal gut eingecremt hatten, klebte der Sand überall an unseren Körpern. Wir entschieden uns dazu noch ein Stück weiterzulaufen und kamen an eine Bucht, wo es zwar keinen gelb-goldenen Sand gab, dafür war sie aber ziemlich verlassen. Und dann wollten wir endlich das erste Mal im Meer schwimmen. Das Wasser war echt kalt, sodass Nele doch lieber draußen geblieben ist. Ich habe mich jedoch überwunden und nach kurzer Zeit ging es dann auch.






Oriental Bay
Oben vom Mount Victoria haben Nele und ich einen kleinen, also wirklich sehr sehr kleinen, Sandstrandabschnitt am Hafen entdeckt. Dieser schien ziemlich beliebt zu sein und war besonders bei schönem Wetter gut besucht. Auch Nele und ich setzten uns dort gerne in den Sand und aßen eine Kleinigkeit, an einem Tag waren wir dort sogar schwimmen. Für Nele dann das erste Mal im Meer in Neuseeland!



Harbour
Abends gingen Nele und ich gerne zum Hafen, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Das sah wirklich sehr schön aus und es kam sogar ein wenig Weihnachtsstimmung auf, denn die Bäume wurden bunt beleuchtet. Ein paar Leute gingen sogar noch um diese Uhrzeit schwimmen. Uns war das jedoch deutlich zu kalt. Auch am Tag konnte man natürlich gut am Hafen entlang spazieren.



Te Ahumairangi lookout
Auf camper mate hatten Nele und ich von einem schönen anderen Lookout gelesen. Dieser war jedoch ein Stück entfernt. Ein ganz schönes Stück sogar. Und die Straßen sind teilweise denen in San Francisco echt ähnlich. Es geht die ganze Zeit auf und ab. Als wir am Berg angekommen waren, waren wir schon über 1 ½ Stunden unterwegs und der Walk hatte nicht einmal begonnen. Der Walk war für Fortgeschrittene ausgeschrieben und hatte teilweise einen stärkeren Anstieg, sodass wir beide schon etwas außer Atem waren. Und natürlich ging es die ganze Zeit durch die pralle Sonne. Durchgeschwitzt kamen wir oben an und ich muss sagen so viel anders war der Ausblick auch nicht als vom Mount Victoria. Und wir waren halb am verdursten, weil wir beide blöderweise beide vergessen hatten unsere Flaschen aufzufüllen.




Downtown Shopping

Da mein Bikini ja leider auf der Rere Rockslide kaputt gegangen ist, machte ich mich mit Nele auf die Suche nach einem Neuen. Auch Nele benötigte noch eine Isomatte für ihren Camping Trip. Nach 10 Minuten hatten wir bereits eine günstige gefunden, die Suche nach einem Bikini war jedoch nicht so erfolgreich. Das fiese war auch, in den Läden gab es so viele andere schöne Klamotten.. Aber Nele und ich haben es geschafft uns zurückzuhalten und uns vorgenommen erst auf dem Rückweg richtig shoppen zu gehen.

Ich muss sagen Wellington hat mir deutlich besser gefallen als Auckland. Ich kann gar nicht so richtig sagen wieso, aber irgendwie ist mir Wellington einfach sympatischer. Wenn Nele und ich wieder zurück auf die Nordinsel kommen, werden wir auf jeden Fall dort noch einmal einen Stopp einlegen. Zum Shoppen, aber auch um das Nachtleben von Wellington besser kennenzulernen.

9. Dezember 2017

Die Ostküste, Napier – Gisborne, 03.12.2017 – 09.12.2017


Nachdem wir über einen Monat und somit mehr als die Hälfte der Zeit, die wir schon hier sind, gearbeitet haben, freuten wir uns nun umso mehr, dass wir endlich wieder reisen können. Unser Plan war es, die Ostküste runter zureisen, dabei jeweils zwei Nächte in Napier und Gisborne zu bleiben und jeweils eine in Hastings und Palmerston North.





Unser erstes Ziel war Napier. Wir kamen relativ früh an, sodass wir am Tag der Anreise noch etwas die Stadt erkunden konnten. Und es war unglaublich heiß! Deshalb liefen wir die Promenade am Strand entlang, zum Baden war der Strand jedoch nicht geeignet.








Dann wollten wir uns noch einen Markt angucken, der uns im Hostel empfohlen wurden, wir haben aber nichts gefunden außer einen Dudelsackspieler.. Wir dachten, wir hätten uns vielleicht bei der Zeit verhört und der Markt endet nicht um 19:30 Uhr sondern beginnt um die Uhrzeit. So machten wir uns nach dem Abendessen noch einmal auf die Suche nach dem Markt. Aber auch jetzt fanden wir nichts. Dafür entdeckten wir schön beleuchtete Fontänen am Strand.


Für den nächsten Tag hatten wir uns viel vorgenommen. Wir wollten uns Fährräder ausleihen und eine Radtour zum Cape Kidnappers machen, den wir zu Fuß sonst nie hätten erreichen können. Im Hostel konnte man sich Fahrräder für 20 Dollar mieten, doch als Nele und ich die Fahrräder sahen, entschieden wir uns doch dafür, woanders welche auszuleihen. Mit diesen klapprigen Rädern wären wir vermutlich nie am Cape Kidnappers angekommen. Direkt um die Ecke gab es aber einen Fahrradverleih, wo wir uns schöne grüne Räder für 40 Dollar den Tag ausliehen. Die Mitarbeiterin des Geschäfts war auch super nett und hat uns den Weg so genau wie möglich beschrieben. Dann ging es los, bei 28 Grad und praller Sonne. Zuerst entlang der Promenade, dann vorbei an Fluss, Meer und Weinfeldern. Es war wirklich super schön und wir haben den Weg auch problemlos gefunden. Zwischendurch wollten wir gerne mal Pause machen und aus der Sonne raus, aber einen Schattenplatz zu finden war echt schwierig. Nach über 3 Stunden, hatten wir unser Ziel endlich erreicht. Wir stellten unsere Fahrräder ab und gingen neben den Klippen am Strand entlang. Wir hatten Glück, dass zu diesem Zeitpunkt low tide (Ebbe) war, sonst wäre das gar nicht möglich gewesen. Und auch am Strand war natürlich nirgends Schatten. Am Ende quetschen wir uns beide unter einen kleinen Felsen, damit unsere Köpfe wenigstens im Schatten waren.


Und dann ging es zurück, nochmal 30 Kilometer und so langsam waren
wir schon ziemlich erschöpft. Nach insgesamt 7 Stunden kamen wir von unserem Ausflug zurück. Es hat wirklich Spaß gemacht, aber am Ende waren wir glücklich endlich zurück im Hostel zu sein. Abends gingen wir in der Hoffnung, dass die Fontänen wieder beleuchtet sind, an den Strand. Die Fontänen leuchteten nicht, aber wir konnten einen feuerroten Mond aus dem Meer aufsteigen sehen.

Unser Bus nach Gisborne fuhr erst um die Mittagszeit am nächsten Tag ab. So konnten wir noch einmal das schöne Wetter genießen und saßen mit einem kalten Getränk am Strand.

Unser Bus hatte leider eine halbe Stunde Verspätung, sodass wir noch später in Gisborne angekommen sind als geplant. Nach einer halben Stunde Fußweg kamen wir dann um ca. viertel vor sieben im Hostel an, wo wir Jan und Niels wiedertrafen. Leider haben wir an dem Tag nichts mehr anderes gemacht als einzukaufen und zu essen, weil es schon viel zu spät war. Das war sehr ärgerlich, weil wir ja nur zwei Tage in Gisborne hatten und viel geplant war für  die Zeit.
So entschieden wir uns am nächsten Morgen spontan dazu, um eine Nacht in Gisborne zu verlängern und dafür nicht nach Hastings zu fahren. Denn wir hatten noch keine Bestätigung aus dem Hostel in Hastings und viel zu sehen gab es dort eh nicht.

Nachdem Jan und Niels ausgecheckt hatten, fuhren wir zu viert mit dem Auto zu den Rere Falls. Mal wieder Wasserfälle angucken. Aber danach ging es weiter zum Rere Rockslide und das war richtig cool. Und zwar gab es dort eine natürliche Wasserrutsche, wo man mit body boards, die wir uns vorher im Hostel ausgeliehen hatten, runterrutschen konnte. Das hat einfach so einen Spaß gemacht und
man ist sogar richtig schnell geworden. Einmal sind Nele und ich zusammen gerutscht, Nele ist auf der linken Seite gestartet, ich rechts. Leider bin ich in eine ungünstige Strömung geraten und wurde nach links gedrängt. Ich hatte echt Angst, dass ich voll in Nele rein rutschen würde, doch Gott sei Dank passierte das nicht, weil sie ein Stück vor mir war. Zwar brauchte ich jetzt keine Angst mehr haben in Nele rein zurutschen, doch ich driftete immer weiter nach links gefährlich nah an die Felsen. Bremsen oder lenken konnte ich auch nicht mehr und so krachte ich unten gegen die Steine. Ich stand erst einmal etwas unter Schock und ein paar Tränen kullerten mir die Wange runter. Aber zum Glück hatte ich nur einige Schrammen und blaue Flecke an Armen und Beinen, sonst ging es mir gut. Noch einmal Glück im Unglück gehabt, wäre ich mit dem Kopf gegen den Felsen geknallt, hätte das vielleicht anders ausgesehen. Damit ich den Rockslide nicht schlecht in Erinnerung behielt, musste ich aber natürlich noch einmal rutschen. Und dieses Mal klappte auch alles wieder. Nur beim letzten Rutschen klatsche ich ein wenig härter auf die Wasseroberfläche auf und mein Bikini ging kaputt. Ich bin schon echt ein Pechvogel. Trotz allem hat sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt und der Rere Rockslide kommt auf jeden Fall auf meine Neuseeland Highlights Liste.





Nachdem wir zurück zum Hostel gefahren waren, ging es für Jan und Niels weiter nach Napier und Nele und ich holten uns beim takeaway um die Ecke Burger und Pommes und gingen zusammen mit Robin, einer Kanadierin, die wir am Bus kennengelernt hatten, zum Strand. Eigentlich hatten Nele und ich uns vorgenommen, endlich im Meer zu baden und auch das Wetter spielte eigentlich mit. Es war warm und die Sonne schien. Aber am Strand war es super windig, sodass wir uns doch dagegen entschieden.
Nach dem Abendessen wanderten Nele und ich auf den Kaiti Hill, um uns den Sonnenuntergang anzusehen. Es war wirklich traumhaft, wie die Sonne über dem Meer unterging und sich langsam hinter den Bergen versteckte. Ein Ausblick wie gemalt.



Am nächsten Tag war es ziemlich bewölkt. Während Nele einen walkway machte, um sich auf den Queen Charlotte track vorzubereiten, machte ich mich auf die Suche nach dem Kaiti Beach. Doch alles was ich fand, war ein hässlicher Hafen, wo Holz verschifft wurde. So entschied ich mich spontan dazu, noch einmal auf den Kaiti Hill zu wandern und dort bei der schönen Aussicht meinen Blog weiterzuschreiben.



Zurück im Hostel traf ich Nele wieder, die den Wanderweg nicht gefunden hatte und stattdessen auch auf dem Kaiti Hill gewesen ist.
Danach gingen wir nochmal zusammen zum schönen Strand, nahmen aber keine Badesachen mit, weil es ziemlich bewölkt war. Wieder eine falsche Entscheidung! Denn heute war es deutlich windstiller, sodass man locker hätte baden gehen können.
Nachmittags setzten wir uns an den Fluss und aßen ein leckeres garlic bread. Und abends guckten wir uns wieder den Sonnenuntergang an, dieses Mal aber am Strand.


Als wir zurück im Hostel waren standen in unserem Zimmer plötzlich nicht mehr zehn Betten, sondern nur noch acht. Der Grund dafür war, dass Robin morgens aufgewacht war und überall Stiche hatte. Sie hatte das Hostel informiert, da sie der Meinung war, die Stiche bzw. Bisse kämen von Bettwanzen. Und sie hatte Recht. Das beunruhigende war nur, dass ihr Bett direkt neben meinem Stand. Doch an meinem fand der Hostelbesitzer keine, nur an dem Bett auf der anderen Seite von Robins. Plötzlich bildete ich mir ein, dass mein ganzer Körper juckte. Aber vielleicht war das auch der fette Sonnenbrand, den ich mir geholt hatte. Ich sah aus wie eine Tomate: Gesicht, Arme, Beine, Nacken, alles verbrannt. Und damit konnte ich am nächsten Tag 8 Stunden im Bus sitzen. Die Fahrt war echt lang. Unser Aufenthalt in Palmerston North war auch wirklich nur ein Zwischenstopp. Wir kamen abends an holten uns noch eine Pizza und aßen sie im Park, waren beim Square und Clocktower. Am nächsten Morgen ging es dann schon nach Wellington.



3. Dezember 2017

Der erste Job – Tauranga 30.10.2017 – 03.12.2017

Nach unserem Kurztrip nach Rotorua und Taupo kamen wir am Montagabend zurück nach Tauranga in die Bell Lodge. Uns wurde eine Unit zugewiesen, mit einem eigenem Badezimmer und Küche, da die anderen Zimmer alle belegt waren. Dafür mussten wir pro Person nur 160$ pro Woche bezahlen, was wirklich ziemlich günstig ist. Doch die Bewertungen, die wir uns im Internet angeschaut hatten, waren alle ausnahmslos negativ. Es wurde von einem aggressiven Besitzer geschrieben und einem unhygienischen, dreckigen Zustand der Zimmer und der Gemeinschaftsküche. Leider muss ich die meisten dieser Eindrücke bestätigen. Über die aggressiven Besitzer konnten wir noch keine Auskunft geben, da diese für zwei Wochen verreist waren und wir erst einmal nur ihre Vertretung kennengelernt haben, die eigentlich ganz nett war. Aber das ganze Hostel war wirklich super dreckig. An einem Tag kam sogar ein „pest control – rent to kill“ Auto in die Bell Lodge. In der Gemeinschaftsküche gab es nur eine Pfanne und zwei Töpfe, sodass man abends immer lange warten musste, bis die Sachen frei wurden. Und insgesamt waren die Leute, die in diesem Hostel rumliefen, alle etwas eigenartig. Und dann noch diese verschmitzt grinsende Glocke auf den Schildern...Wir fühlten uns einfach nicht wohl dort, aber wenigsten waren wir die ersten beiden Wochen in der Unit, konnten die Küche und das Bad dort benutzen und waren insgesamt etwas separiert.



Aber genug gemeckert, kommen wir jetzt zu unserem lemon picking job. Am Dienstagmorgen war unser erster Arbeitstag. Wir arbeiten nicht alle auf dem selben „Orchard“, aber direkt nebeneinander bei zwei befreundeten Zitronenbauern. So setzten uns Jan und Niels jeden Morgen um kurz vor acht bei Russell, unserem Arbeitgeber ab und fuhren dann noch ein kleines Stückchen weiter zu der Plantage ihres Chefs Bob.
An unserem ersten Tag mussten wir erst einmal die Sicherheitsvorschriften mit Russell durchgehen und er zeigte uns unsere Arbeitsausrüstung. Diese besteht aus einer Tasche, die über Schulter und Hüfte geschnallt wird, Baumwollhandschuhen und einem Zitronenknipser. Als er uns gerade seine Zitronenfelder zeigen wollte, trafen wir zum ersten Mal auf unsere künftigen Arbeitskollegen. Trish, eine super liebe und herzliche Neuseeländerin. Sie arbeitet schon seit vier Jahren auf der Plantage. Ihre Tochter Mania, die nur ein Jahr älter ist als wir und sich neben ihrem Studium etwas Geld dazu verdienen will. Und Christina war die ersten beiden Wochen dabei. Sie kommt aus Deutschland und bleibt für ein Jahr in Neuseeland, ist aber schon 28 und hat für knapp drei Monate dort gearbeitet, um sich Geld für ihre Weiterreise zu verdienen.
Alle zusammen gingen wir in Russells Haus, denn es war morning tea time. Wir bekamen einen Tee und selbstgebackenen Kuchen, kein schlechter Beginn des ersten Arbeitstages. Nele und ich fühlten uns schnell wohl bei Russell, denn wirklich alle waren super nett und offen.
Nach der kleinen Stärkung ging es dann ans richtige Arbeiten. Trish und Russell zeigten uns, welche Früchte wir „picken“ sollen und welche am Baum bleiben, wie genau man schneidet usw… Am Anfang arbeiteten Nele und ich an getrennten Bäumen mit jeweils einer der anderen beiden Erfahrenen. So konnten sie uns noch etwas über die Schulter schauen. Aber spätestens nach einer Woche hatten man den Dreh aus und wurde schneller. Die Arbeit ist körperlich ziemlich anstrengend, denn viele Früchte kann man nur gebückt pflücken oder muss auf den Baum hinaufklettern. Und eintönig, denn das Prinzip ist logischerweise immer das gleiche: So lange Früchte „picken“ bis der „bag“ voll ist, den „bag“ in der „bin“ ausleeren, zurück zum Baum, so lange weiter machen, bis am Baum keine Zitronen mehr sind und dann zum Nächsten. Das fieseste sind aber die „spikes“. Ich wusste echt nicht, dass Zitronenbäume solche krassen Stacheln haben. Meine Arme sind so unglaublich zerkratzt und das obwohl wir uns ein langärmliges Arbeitshirt im second hand shop gekauft haben.
Bei heißen Wetter in praller Sonne ist es besonders schön langärmlig zu arbeiten. Aber schlimmer ist es bei Regen. Wir können uns zwar von Russell einen raining coat ausleihen, aber man wird trotzdem komplett nass, weil die Flüssigkeit in die Ärmel rein läuft, wenn man sich streckt. An einem Tag war es so schlimm und Nele und ich waren so durchgefroren, dass Trish unsere Klamotten in der Mittagspause schnell in den Trockner getan hat. Meistens sind wir später zur Arbeit gekommen, wenn es morgens geregnet hat, aber selbst wenn es aufgehört hatte, waren die Bäume noch komplett nass. An manchen Tagen, wenn es stark regnete, fiel die Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser und wir bekamen den Tag spontan frei. Ansonsten arbeiteten wir jeden Tag von 8 Uhr bis 15:30 Uhr. Dabei hatten wir eine bezahlte Frühstückspause, die „morning tea time“ von 10:30 – 10:45 Uhr und eine halbe Stunde Mittagspause um 13 Uhr. An einem Tag haben wir sogar samstags gearbeitet.
Nele und ich mussten nach der Arbeit noch eine halbe Stunde auf die Jungen warten, da die bis 16 Uhr arbeiteten. Netterweise hat uns Russell sein Wlan Passwort gegeben, um die Zeit zu überbrücken. Das war echt praktisch, denn das Wlan in der Bell Lodge funktionierte leider nicht.



Wenn wir dann von der Arbeit zurückkamen waren wir alle ziemlich kaputt und hungrig. Meistens machten wir uns nur noch etwas zu essen, spielten ein bisschen Karten und gingen dann schlafen. Das einzig gute an der Bell Lodge war, dass es dort viele Dvds gab, die man sich ausleihen konnte. Unter anderem auch die Herr der Ringe und Hobbitteile. Es war echt cool, die Teile nochmal zu gucken, nachdem wir in Hobbitton waren. Wir haben vieles wieder erkannt und haben mehr auf Details geachtet. Außerdem haben wir alle jetzt jeweils einen Spitznamen einer der Charaktere. (Nele ist Gimli haha)
Nach den zwei Wochen in der Bell Lodge kamen die Besitzer wieder. Wir hatten zuerst echt Angst in das Büro zu gehen. Aber sie waren gar nicht so schlimm wie im Internet beschrieben. Also merkwürdig, wie alle Leute dort, aber auch nicht mehr als die anderen. Die schlechte Nachricht war aber, wir mussten aus der Unit raus. Und dann kamen wir nicht mal in ein Zimmer, sondern wurden auf drei verschiedene aufgeteilt. Wir alle wollten nur noch weg aus der Bell Lodge. So kamen wir auf die Idee, den Arbeitergeber der Jungen, Bob, zu fragen, ob wir dort wohnen können. Denn Jan und Niels hatten gesehen, dass es neben der Scheune noch ein kleines extra Häuschen gab. Und Bob war einverstanden! So konnten wir nach drei Wochen endlich die Bell Lodge verlassen und es hatte eigentlich nur Vorteile. Zum Einen, war das Haus super gut eingerichtet, sauber und noch 50$ pro Woche günstiger als die Bell Lodge. Zum anderen müssen wir nicht mehr jeweils eine halbe Stunde zur Arbeit und wieder zurück fahren, sparen Tankkosten und können länger schlafen.
Das komische in der Bell Lodge war, dass anscheinend beim Besitzerwechsel irgendwie unter gegangen war, dass wir für eine Woche nicht bezahlt hatten. Wir wunderten uns die ganze Zeit, wann sie wohl auf uns zu kommen und das Geld einforderten. Aber niemand kam. Am Vorabend unseres Umzuges gaben wir die Schlüssel ab, erhielten unser key deposit zurück und checkten aus. Und immer noch hatten sie nichts gesagt. Als wir aus dem Büro rauskamen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Jeder von uns hatte 160§ gespart. Aber zu früh gefreut. Natürlich ist es doch noch aufgefallen, aber immerhin waren wir jetzt endlich aus der Bell Lodge raus und fuhren mal wieder mit einem total überfüllten Auto zu Bob.



Das Wochenende probierten wir, so weit es das Wetter erlaubte, zu nutzen, um möglichst viel zu unternehmen. An einem Tag sind wir zum Kaimai-Mamaku-Forest gefahren und haben dort einen Historical walkway gemacht. Das war ziemlich cool, denn nicht nur die Landschaft war schön. Man hat sich gefühlt wie ein Entdecker, der Weg ging durch einen langen Tunnel, über Hängebrücken und auf Schienen entlang durch eine alte Goldmine.




Wir waren am nahe gelegenen Mount Manganui, sind dort den Strand entlang geschlendert und haben den Surfern zusehen. Das war auch der erste Tag, an dem das Wetter endlich mal richtig schön war. Als wir den Mount Manganui erklommen haben, sind wir ziemlich ins Schwitzen gekommen. Aber von oben hatten wir einen grandiosen Ausblick. Danach haben wir uns zur Belohnung ein Eis geholt und es genüsslich am Strand geschleckt. Und wen haben wir dann mal wieder getroffen. Den Robert!
Das war schon echt ein Zufall.






Als das Wetter gut war, sind wir nach der Arbeit auch einfach nochmal zum Strand gefahren und haben uns ein wenig in die Sonne gelegt. Baden, waren wir im Meer bisher aber noch nicht.
Und an einem anderen Tag waren wieder am Strand, sind dann noch durch die Innenstadt gebummelt und Nele und ich haben leckere Waffeln gegessen.



An den Mc Larren Falls, die hier direkt um die Ecke sind, waren wir auch häufiger am Wochenende oder nach der Arbeit und haben uns in die Sonne gelegt. Einmal waren wir dort sogar schwimmen. Das ist einfach so cool, dass man direkt nebenan einfach Wasserfälle hat, wo man nach der Arbeit hinfahren kann, um sich ein wenig zu entspannen.



Nele, Jan und ich sind an einem Sonntag in das Kaiate Scenic Reserve & Rerekawau Falls gefahren. Am Anfang gibt es drei einzelne Wasserfälle und wenn man weiter geht, kommt man zu einem Großen und einer super Bademöglichkeit. Wir haben uns sofort vorgenommen dort noch einmal mit Badesachen hinzufahren. Wie gesagt, so getan. Am heißesten Tag den wir hier hatten, mit 26 Grad, Sonnenschein und einem wolkenlosen Himmel, arbeiteten wir nur bis zum Mittag und fuhren dann nochmal ins Reserve. Arbeiten war an diesem Tag eh unerträglich, da wollten wir das super Wetter lieber anders nutzen. Und es war einer der schönsten Ausflüge, die wir gemacht haben für mich. Wir sind neben dem Wasserfall von einem Felsen ins Wasser gesprungen, es war einfach traumhaft. Ich meine sieht das nicht paradiesisch aus?


Aber es ist echt krass, was die Sonne hier für eine Kraft hat. Scheint die Sonne, fühlen sich 23 Grad an wie 28 Grad bei uns. Aber wenn sie weg ist, wird es auch schnell kühler.

Trish hat uns noch einen Badeort in der Nähe der Mc Larren Falls empfohlen, der etwas privater ist und vor allem von Einheimischen besucht wird. Um dort hinzukommen muss man aber erst einen Fluss überqueren und einen etwas zugewachsenen Pfad entlang gehen. Das war ein bisschen unpraktisch, weil wir alle lange Hosen und Turnschuhe anhatten. Schwimmsachen hatten wir auch nicht dabei, weil wir dachten es wäre eh zu kalt. Im Nachhinein haben wir uns darüber echt geärgert. Jan und Niels sind dann einfach in Boxershorts schwimmen gegangen. Jan und ich sind einen Tag nach der Arbeit noch einmal hingefahren, dann konnte ich doch auch noch dort schwimmen.



Einen anderen Tag hat Nele mir die Haare mit einer von Trish ausgeliehenen Frisörscheren geschnitten. Na ja eigentlich war es eher ein Gruppenprojekt, jeder wollte ein Schnitt machen. Aber so schlimm sieht es gar nicht aus. Am nächsten Tag habe ich dann auch noch Neles Haare geschnitten, so leicht kann man Geld sparen!


Ich muss sagen, ich bin echt positiv überrascht von unserem ersten Job. Zitronen pflücken ist jetzt nicht der tollste Job, aber die Arbeit war ok. Aber das wichtigste war, wir hatten echt Glück mit unseren Arbeitskollegen und unserem Chef. Zuerst haben Nele und ich uns etwas geärgert, dass die Jungen mehr verdienen, obwohl sie ja eigentlich das Gleiche machen und wir uns um den Job gekümmert haben. Aber wir hatten so viel Spaß mit Trish, Mania und Russell und das ist ja viel mehr wert. Russell hat uns ein einzigartiges Erlebnis beschert, dass wir bestimmt nie vergessen werden und ein absolutes Highlight bisher war. Er hat mit uns einen Rundflug hoch nach Coromandel und Rotorua gemacht. Ich bin noch nie mit so einem kleinen Flugzeug geflogen und dann noch die Aussicht auf Neuseeland von oben! Mir haben wirklich die Worte gefehlt. Ich konnte es gar nicht fassen, als Russell mir für kurze Zeit das Steuer überlassen hat. Ich bin selber ein Flugzeug geflogen! Das macht wirklich nicht jeder Arbeitgeber mit seinen Arbeitern und dafür waren Nele und ich auch so dankbar.




Corona mit selbst gepflückten
Zitronen
Aber nicht nur das. Unser letzter Arbeitstag war am Donnerstag, einfach aus dem Grund, dass es keine Früchte mehr gab. Wir hatten alles leer gepickt. Für die gute Arbeit, die wir alle geleistet hatten lud Russell noch zum BBQ ein. Es war wirklich ein schöner Nachmittag, wir haben ein paar Bierchen zusammen getrunken, Dart und Billard gespielt und einfach ein bisschen geplaudert. Zum krönenden Abschluss gab es noch Jägermeister, den Russell extra für uns gekauft hatte und uns sogar noch die restliche Flasche schenkte. Nach einer Runde Flying Hirsch oder wie es hier genannt wird, Jägerbombs, verabschiedeten und bedankten uns für die schöne Zeit, die wir mit ihnen hatten.


Mit Roxy und Trish