In
Blenheim angekommen, setzten mich Jan und Niels bei meinem Hostel ab
und fuhren dann weiter zu ihrem, denn sie hatten zu spät gebucht,
sodass wir in unterschiedliche Hostels gehen mussten. Mein Hostel sah
aus wie ein typisches working Hostel, aber natürlich immer noch
schöner als die Bell lodge.
Nur das Badezimmer war etwas eigenartig
konzipiert. Normalerweise gibt es vorne Waschbecken und dann einzelne
Kabinen mit Toiletten und Duschen. Hier gab es jedoch keine Kabinen
für die Duschen. Sie waren wie die Waschbecken mitten im Raum. Wenn
man also duschen ging, konnte jederzeit jemand reinkommen. Es gab
auch nicht einmal Duschvorhänge, sondern nur Milchglastüren. Es war
schon etwas merkwürdig, doch Gott sei Dank blieb ich ja nur für
eine Nacht und musste dort nur einmal duschen.
Als ich im Hostel
angekommen war, fühlte ich mich erst einmal sehr unwohl und
irgendwie allein. Doch im Verlauf des Tages verschwand das Gefühl.
Ich lernte einen netten Jungen auf meinem Zimmer kennen, mit dem ich
mich viel unterhielt und auch bei Essen setzte ich mich zu ein paar
Mädchen. Alle waren sehr offen und freundlich.
Das einzige Problem
war, ich hatte immer noch nichts von meinem
Wwoofing host gehört,
dabei sollte ich eigentlich morgen anfangen. Also ich hatte
die Bestätigung, dass ich gerne bei ihr wwoofen könne, aber auf meine
Frage, wann und wie ich zu ihr kommen sollte, kam keine Antwort.
Ich
las mir im Internet noch einmal ihre Seite durch und entdeckte
glücklicherweise, dass sie eine Telefonnummer angegeben hatte. Sie
war zunächst sehr verwundert als ich sie anrief und meinte sie würde
mich morgen noch einmal anrufen und Bescheid sagen, wann sie mich
abhole. Vermutlich aber erst gegen Nachmittag.
So richtig sicher, ob
das klappen würde, war ich mir nach dem Telefonat nicht und ich
fragte mich schon, was ich den ganzen nächsten Tag noch machen
sollte, weil ich ja bereits um 10 Uhr aus dem Hostel auschecken
sollte.Ich entschied mich dazu erst einmal auszuschlafen und dann
spontan zu sehen, was der nächste Tag so bringt.
Glücklicherweise
wachte ich doch früher auf, denn um halb neun rief mich Gemma, mein
Wwoofing Host, an und sagte, sie würde mich in einer halben Stunde
abholen. Hastig packte ich meine Sachen zusammen und machte mir auf
die Schnelle noch einen Toast. Dann war sie auch schon da. Und meine
schlechten Vorahnungen wurden zu Nichte gemacht, denn Gemma war
wirklich nett und es stellte sich heraus, dass sie mir nur nicht
geantwortet hat, weil sie keine Benachrichtigung bekommen hatte und
sich gedacht hatte, ich hätte einen anderen Wwoofing Platz
angenommen. Aber es hat ja doch irgendwie alles geklappt.
Als
wir bei ihrem Haus ankamen, stellte ich nur kurz meine Sachen in
einem Caravan ab, in dem ich die nächsten Tage schlafen würde und
dann fing ich schon an zu arbeiten. Die Familie hatte zwei Ponys, so
war meine erste Aufgabe, die ganzen Pferdeäpfel von der Weide zu
entfernen. Nach circa 1 ½ Stunden war dies geschafft und ich bekam
ein Brötchen zum Mittagsessen. Nach der kleinen Stärkung ging es
dann weiter mit der Arbeit. Ich sollte das Gras zwischen kleinen
heranwachsenden Pflanzen mit einer Küchenschere so kurz wie möglich
schneiden. Das war ein Mordsarbeit und ich kam mir ein wenig blöd
vor. Aber nicht nur das, auf Dauer tat mein Rücken davon echt weh
und mir kam es so vor, als wäre ich schon seit Stunden bei der
Sache. Als ich endlich fertig war, stellte sich heraus, dass ich
damit gar nicht so falsch lag. Ich hatte den Tag insgesamt circa 6
Stunden gearbeitet, obwohl beim wwoofen normalerweise drei bis
höchstens fünf Stunden typisch sind. Ich hoffte nur, dass es die
nächsten Tage nicht auch so bleiben würde…
Abends
lernte ich dann den Rest der Familie kennen. Das Paar war erst Anfang
30 und hatte zwei Töchter, Livvie (9) und Molly (7) und einen
kleinen Sohn namens Tom (1 ½). Die beiden Mädchen waren beide so
liebenswürdig und gutherzig. Jedes Mal, wenn ich mit ihnen spielte,
bedankten sie sich danach dafür. Und sie freuten sich immer so sehr,
dass es mir wirklich richtig Spaß machte, Zeit mit ihnen zu
verbringen.
Am
zweiten Tag sollte ich den Gartenzaun streichen. Das war jedoch viel
anstrengender und zeitaufwendiger als ich erwartet hatte. Nach vier
Stunden durfte ich jedoch aufhören, da die Familie auf eine Feier
bei Freunden eingeladen war und sie mich in der Stadt absetzen, damit
ich etwas mit Jan und Niels an meinem freien Nachmittag unternehmen
konnte. Da das Wetter auch super gut war, entschieden wir uns
zusammen zum Strand zu fahren, zur Whites Bay. Der Strand war
wirklich schön und wir gingen direkt baden. Lange konnten wir uns
danach aber nicht in die Sonne legen, da überall sandflies waren,
die einen die ganze Zeit stachen. Nach ein paar Stunden
setzten mich die Beiden bei meinem derzeitigen Zuhause ab und fuhren
dann zurück zu ihrem Hostel.
Was die Verpflegung anging, wurde es
hier etwas anders gehandhabt. Bei unseren ersten Wwoofing hosts aßen
wir alle gemeinsam Frühstück, abends und manchmal auch mittags
wurde gekocht. Hier hieß es: „help yourself“. Das war mir auch
Recht, nur leider gab es die meisten Zeit nur Toast, Cornflakes oder
Joghurt, die ich essen konnte. An keinem Tag wurde gekocht, denn die
Familie war fast jeden Abend auf eine Feier eingeladen und aß dann
außerhalb. Und sonst gab es eben Toast.
Am
nächsten Tag durfte ich den Gartenzaun weiter streichen. Yuhu. Und
an dem Tag war es noch heißer und ich stand die ganze Zeit in der
prallen Sonne und schmolz dahin. Ich war so froh als ich endlich
fertig war, doch da wusste ich noch nicht, dass Gemma der Meinung
war, der Zaun vor dem Haus benötige auch einen neuen Anstrich. Ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können... Netterweise kam zwischendurch
Livvie vorbei und bemitleidete mich, als ich den anderen Zaun strich,
und gab mir ein Eis.
Irgendwann war die Farbe leer und
unglücklicherweise hatte Gemma keine andere mehr, sodass ich fertig
war für den Tag. Abends fuhren die beiden Mädchen, Gemma und ich
zusammen zu einem See. Es war bereits nach 19 Uhr und trotzdem noch
29 Grad!
Aber ein Haus war echt übertrieben. Man konnte sogar auf das Grundstück und in Teile des Hauses reingehen und alles war voll mit beleuchteten Tannenbäumen, Weihnachtsmännern, Rentieren, Schneemännern und so viel anderem Kitsch. Uns wurde erzählt, dass die Besitzer bereits über drei Monate vor Weihnachten begonnen haben, das Haus zu schmücken
Ein bisschen übertrieben, aber wem es gefällt…
Am
nächsten Tag befürchtete ich Gemma hätte neue Farbe gekauft und
ich müsse weiter den Gartenzaun streichen. Aber nein, ich hatte
Glück! Da Gemma heute tagsüber bei Freunden eingeladen war, ihr
Mann auf der Arbeit war und die Kinder Ferien hatten, war meine
Aufgabe für den Tag, auf die beiden Mädchen aufzupassen und mich um
die Wäsche zu kümmern. Und es war eindeutig der beste Arbeitstag!
Ich fuhr mit den Beiden mit dem Fahrrad zu Spielplatz, wir haben
Gingerbread zusammen gebacken, sind Trampolin gesprungen, haben ein
Parkour gebaut, zusammen geturnt… Ich
hatte wirklich Spaß mit den Beiden!
Am Abend ging die Familie wieder
zusammen aus und ich blieb im Haus und hatte ein wenig Zeit mich zu
entspannen.
Und
dann war auch schon mein letzter Tag gekommen. Doch auch heute musste
ich noch einmal ordentlich mit anpacken. Heute wurde die ganze Wohnung geputzt, gesaugt und der Teppich gereinigt. Als
das geschafft war, sollte ich schnell meine Sachen ins Auto packen
und es ging los. Ich dachte, wir würden direkt zum Busbahnhof
fahren, wo Gemma mich absetzten wollte, aber da täuschte ich mich.
Zuerst ging es noch zu ihrer Schwester, wo ich noch einmal helfen
durfte das Haus zu saugen und den Teppich zu reinigen. Aber dann
endlich steuerte Gemma den Busbahnhof an. Ich war froh, es noch
pünktlich geschafft zu haben und gleich Nele wiederzusehen. Die
Arbeit dort würde ich auf keinen Fall vermissen, aber als ich mich
von Molly und Livvie verabschieden musste, war ich schon etwas
traurig. Die Beiden waren nicht so nervig und zickig wie die meisten
Mädchen in ihrem Alter, sondern wirklich super lieb und süß. Sie
sagten mir auch beide, dass sie sehr traurig waren, dass ich fahre
und ob ich nicht noch länger bleiben könne. Doch sie verstanden,
dass ich eine gute Freundin nicht an ihrem Geburtstag alleine lassen
könnte.
Insgesamt bin ich froh die Erfahrung gemacht zu haben, mal ganz alleine eine Zeit lang hier in Neuseeland verbracht zu haben, auch wenn es nur für ein paar Tage war. Ich bin sonst eher der Mensch, der sich sicherer fühlt, wenn er nicht alleine ist. So war es auch schon früher, als ich nicht mehr zum Schwimmen wollte, als Annika und Esther aufgehört haben, ich nicht alleine mit Leichtathletik anfangen wollte, insgesamt ich nie etwas ganz alleine machen wollte. Das hat mir bestimmt schon viele Chancen genommen...
Vielleicht hat mir jetzt diese Erfahrung geholfen, mehr Vertrauen in mich selbst zu haben und mir selbst klarzumachen, dass ich auch alleine gut klarkommen kann. Denn das werde ich müssen, wenn ich in weniger als einem Jahr, ganz alleine in eine andere Stadt ziehen werde.
Du lernst fürs Leben. Freue mich dass du so positive Erfahrungen machst. Weiterhin toi, toi, toi
AntwortenLöschenOma
*Seufz*! Ich bin echt gerührt, mein Kind!
AntwortenLöschen