Da
das mit dem Arbeiten auf der Südinsel nicht funktioniert hat,
mussten wir jetzt eben auf der Nordinsel arbeiten. Wir hatten
befürchtet, dass wir nochmal an die Ostküste zur Hawkes Bay müssen,
da es dort die meisten Jobs gibt, womöglich sogar in so ein tolles
working Hostel wie die Bell lodge, doch das blieb uns
glücklicherweise erspart. Wir hatten uns über backpackerboard für
einen Packhouse job in Ohakune beworben, aber davon hatten wir uns
nicht allzu viel versprochen, da man so gut wie nie eine Antwort
erhielt, wenn man nicht anrief. Doch überraschenderweise bekamen wir
dieses Mal eine Antwort. Und es war sogar eine Zusage. So fuhren Nele
und ich am Dienstagmorgen von Wellington mit dem Bus nach Ohakune.
Von dort aus holte uns Peggy, mit der ich geschrieben hatte, die
Ehefrau von einem der Inhaber, ab und fuhr uns zum Packhouse. Auf der
Fahrt erzählte sie, dass Lydia sich schon sehr freue uns wiederzusehen. Daraufhin schauten Nele und ich uns verdutzt an. Lydia
und Nils waren hier?
Später
stellte sich dann heraus, dass die Beiden uns überraschen wollten.
Ich hatte Lydia erzählt, dass wir eine Zusage in Ohakune hatten und
dort arbeiten würden. Wir hatten sogar noch abgemacht, dass Nele und
ich nachfragen, ob sie noch mehr Leute brauchen und Lydia und Nils
auch dort anfangen könnten. Da haben uns die Beiden schon etwas
vorgegauckelt, denn sie hatten auch eine Zusage und fingen sogar
einen Tag vor uns an zu arbeiten. Das war echt eine gelungene und
schöne Überraschung.
So hat es dann doch noch geklappt, dass wir
nochmal zusammen arbeiteten, nur eben statt apple picking in Nelson ein
packhouse job in Ohakune. Wir haben sogar Glück gehabt, dass es in
Nelson nicht geklappt hat. Denn der Norden der Südinsel wurde erneut
von starken Unwettern heimgesucht, einige Städte wurden sogar
komplett abgeschnitten. Auch bei uns war es ziemlich windig und
regnerisch, ein weiterer Pluspunkt für den Job im Packhouse, denn
egal ob es regnete oder nicht, wir konnten den ganzen Tag arbeiten.
Wir arbeiteten fünf Tage die Woche zwischen sechseinhalb und acht
Stunden pro Tag. Einmal haben wir sogar an einem Sonntag für vier
Stunden gearbeitet.
Das Packhouse ist für Möhren und Kartoffeln,
jedoch waren Nele und ich eigentlich nur bei den Möhren. Nur am
ersten Tag durfte ich für ein paar Stunden Kartoffeln aussortieren.
Wir standen also eigentlich den ganzen Tag vor einem Fließband, wo
tausende Möhren am Tag an uns vorbeiliefen. Unsere Aufgabe war es,
Möhren mit kleinen schwarzen Punkten, verrottete, kaputte und
komisch geformte Möhren auszusortieren. An dem Tisch, an dem wir arbeiteten, standen wir meistens zu viert, manchmal auch nur zu dritt
oder zu zweit.
Am Anfang, als ich an den Tisch kam, habe ich einfach
nur ganz viele Möhren gesehen und war vollkommen überfordert. Aber
nach einiger Zeit, sah man die kleinsten schwarzen Stellen, wurde
schneller und automatisierte die Handgriffe.
An manchen Tagen waren es
selbst zu viert so viele Möhren, dass man gar nicht hinterher kam,
an Anderen langweilte man sich sogar nur zu zweit, weil so wenig
schlechte dabei waren.
Insgesamt war es wie zu erwarten einfach sehr
eintönig und damit auch langweilig. Und anstrengend, man darf echt
nicht unterschätzen, wie anstrengend das ganze Stehen ist. Vor allem
Beine, Rücken und Schultern schmerzten. Dafür hatten wir auch drei
Pausen am Tag. Wir starteten jeden Tag um 8:30 Uhr, unsere erste Pause
war von 10:00 – 10:15 Uhr, eine Mittagspause von 12:00-13:00 Uhr
und die letzte Pause war von 15:00-15:15 Uhr. Es sind viele Pausen,
aber die braucht man auch wirklich. Das Beste ist, die beiden
fünfzehn Minuten Pausen werden sogar bezahlt und jeden Tag brachte
die Frau von einem der Inhaber die leckersten selbstgebackenen
Sachen. Muffins, kleine Küchlein, überbackene Teigtaschen...Und
selbst wenn sie in einer Pause mal nichts brachte, gab es immer noch
mindestens eine Packung Kekse.
Die anderen Mitarbeiter waren alle
super nett, aber Lydia, Nils, Nele und ich waren ausnahmsweise mal
die einzigen Deutschen. Und auch die Jüngsten.
Untergebracht waren
wir in kleinen Bungalows neben dem Packhouse. Sie waren sehr einfach
und Neles und meins leider etwas dreckig. Duschen, Toilette und eine
Küche gab es im Packhouse. Das war das einzig nervige, wenn man
abends nochmal aufs Klo musste, musste man erst einmal ein Stückchen
durch die Dunkelheit tapsen bis zum Packhouse. Wlan hatten wir auch
nicht. Die Unterkunft war eben einfach, aber dafür auch günstig.
Wir bezahlten 70 Dollar pro Woche, pro Person, also umgerechnet hat
jeder von uns 5,90€ pro Nacht bezahlt, da kann man sich wirklich
nicht beschweren. Aber das aller Wichtigste, das Geld kam auch immer
pünktlich und passend, eine echt nette Abwechslung zu unserem
vorherigen Job.
Die freien Tage bzw. Stunden nach dem Arbeiten nutzen
wir meist einfach dazu uns zu entspannen. Nele, Lydia, Nils und ich
guckten in den zwei Wochen zusammen alle 8 Harry Potter Filme, denn
es konnte auf gar keinen Fall so bleiben, dass Lydia nur einen Harry Potter Teil kannte.
Und
an unserem ersten freien Tag, dem ersten Samstag, fuhren wir zum
Tongariro Nationalpark. Denn wie Papa, der schon seit Monaten auf
Fotos von Crossing wartete, richtig recherchiert hatte, lag der
Tongariro Nationalpark nur eine halbe Stunde von Ohakune entfernt.
Lydia und Nils hatten das Crossing bereits einmal gemacht,
begleiteten uns aber netterweise noch einmal, weil es ihnen eh so gut
gefallen hatte.
So standen wir morgens um 6 Uhr auf (früher als zur
Arbeit) und fuhren gegen 7 Uhr los. Auch hier mussten Nele und ich
uns auf eine Matratze ins Auto legen, aber daran sind wir inzwischen
ja gewöhnt. Um uns das Shuttle zu sparen, setzte uns Nils am Start
ab und fuhr dann bis zum Ende, wo er das Auto abstellte und uns vom
Ende entgegen kam. Inzwischen starteten Lydia, Nele und ich noch im
Nebel von der anderen Seite.
Das
Tongariro Alpine Crossing, die bekannteste Tageswanderung durch
Mittelerde, 19,4km durch Mordor, entlang des Schicksalsberg.
Wir
haben uns lange darauf gefreut, aber hatten auch ein wenig Respekt
vorher. Immer hin war der Walk mit der höchsten Schwierigkeitsstufe
ausgeschrieben. Uns wurde von super anstrengenden Stufen, die man
hoch laufen muss, die gefühlt niemals enden und das Atmen schwer
machen, erzählt. Aber so schlimm fanden wir es gar nicht. Ich hätte
es mir so viel anstrengender vorgestellt, ich fand den Roy‘s Peak
track sogar anspruchsvoller. Aber alles von vorne.
Um
8 Uhr liefen wir drei los. Die ersten drei Kilometer waren noch sehr
entspannt, dann fingen die Treppen an. Jedoch waren einfach so viele
Leute auf dem Track, dass man zwischendurch immer kurz stehen bleiben
musste, weil vorne jemand so langsam ging.
Nachdem wir diese
überstanden hatten, machten wir eine kurze Frühstückspause. Nach
der kurzen Stärkung war unser Plan, den eigentlichen Track zu
verlassen und auf den Mount Doom, besser bekannt als den
Schicksalsberg, in dem Sauron den Einen Ring der Macht geschmiedet
hatte, zu besteigen. Wie Frodo und Sam wollten wir den steilen Weg
hinaufklettern. Das wären nochmal drei bis vier extra Stunden
gewesen, doch genau dann zogen die Wolken auf, sodass man oben gar
nichts mehr gesehen hätte. So überlegten wir es uns anders und
setzten den eigentlichen Weg fort.
Es ging weiter durch riesige
Lavafelder, einige weitere Treppenstufen folgten, bis uns ein sehr
steiler unbefestigter Weg zum höchsten Punkt des Tracks brachte, wo
wir unsere Mittagspause mit einem wunderbaren Blick auf den
Schicksalsberg machten.
Nachdem wir auch den red crater ausgiebig
bestaunt hatten, hieß es bergab laufen oder eher rutschen.
Dieser
Weg war wirklich sehr steil und rutschig. Dort trafen wir dann Nils
wieder, gerade pünktlich für ein Foto vor den emerald-green lakes.
In der grauen steinigen Vulkanlandschaften, sehen die Seen mit ihren
knalligen Farben so fehl am Platz aus, aber auch richtig cool.
Die
Seen waren das letzte Highlight des Tracks, die letzten 9km zurück
zum Parkplatz waren fast etwas langweilig. Nach circa 7 Stunden
insgesamt, kamen wir dann beim Auto an und fuhren natürlich
erschöpft, aber weniger erschöpft als erwartet, zurück zum
Packhouse. Der Track hat mir wirklich gut gefallen, aber er war
leider unglaublich überlaufen. Aber es ist ja klar, dass sich das niemand entgehen lassen möchte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen