24. März 2018

Alles Möhre, oder was?- Ohakune, 20.02.2018 – 08.03.2018

Da das mit dem Arbeiten auf der Südinsel nicht funktioniert hat, mussten wir jetzt eben auf der Nordinsel arbeiten. Wir hatten befürchtet, dass wir nochmal an die Ostküste zur Hawkes Bay müssen, da es dort die meisten Jobs gibt, womöglich sogar in so ein tolles working Hostel wie die Bell lodge, doch das blieb uns glücklicherweise erspart. Wir hatten uns über backpackerboard für einen Packhouse job in Ohakune beworben, aber davon hatten wir uns nicht allzu viel versprochen, da man so gut wie nie eine Antwort erhielt, wenn man nicht anrief. Doch überraschenderweise bekamen wir dieses Mal eine Antwort. Und es war sogar eine Zusage. So fuhren Nele und ich am Dienstagmorgen von Wellington mit dem Bus nach Ohakune. Von dort aus holte uns Peggy, mit der ich geschrieben hatte, die Ehefrau von einem der Inhaber, ab und fuhr uns zum Packhouse. Auf der Fahrt erzählte sie, dass Lydia sich schon sehr freue uns wiederzusehen. Daraufhin schauten Nele und ich uns verdutzt an. Lydia und Nils waren hier?
Später stellte sich dann heraus, dass die Beiden uns überraschen wollten. Ich hatte Lydia erzählt, dass wir eine Zusage in Ohakune hatten und dort arbeiten würden. Wir hatten sogar noch abgemacht, dass Nele und ich nachfragen, ob sie noch mehr Leute brauchen und Lydia und Nils auch dort anfangen könnten. Da haben uns die Beiden schon etwas vorgegauckelt, denn sie hatten auch eine Zusage und fingen sogar einen Tag vor uns an zu arbeiten. Das war echt eine gelungene und schöne Überraschung.


So hat es dann doch noch geklappt, dass wir nochmal zusammen arbeiteten, nur eben statt apple picking in Nelson ein packhouse job in Ohakune. Wir haben sogar Glück gehabt, dass es in Nelson nicht geklappt hat. Denn der Norden der Südinsel wurde erneut von starken Unwettern heimgesucht, einige Städte wurden sogar komplett abgeschnitten. Auch bei uns war es ziemlich windig und regnerisch, ein weiterer Pluspunkt für den Job im Packhouse, denn egal ob es regnete oder nicht, wir konnten den ganzen Tag arbeiten. Wir arbeiteten fünf Tage die Woche zwischen sechseinhalb und acht Stunden pro Tag. Einmal haben wir sogar an einem Sonntag für vier Stunden gearbeitet.

Das Packhouse ist für Möhren und Kartoffeln, jedoch waren Nele und ich eigentlich nur bei den Möhren. Nur am ersten Tag durfte ich für ein paar Stunden Kartoffeln aussortieren.
Wir standen also eigentlich den ganzen Tag vor einem Fließband, wo tausende Möhren am Tag an uns vorbeiliefen. Unsere Aufgabe war es, Möhren mit kleinen schwarzen Punkten, verrottete, kaputte und komisch geformte Möhren auszusortieren. An dem Tisch, an dem wir arbeiteten, standen wir meistens zu viert, manchmal auch nur zu dritt oder zu zweit.
Am Anfang, als ich an den Tisch kam, habe ich einfach nur ganz viele Möhren gesehen und war vollkommen überfordert. Aber nach einiger Zeit, sah man die kleinsten schwarzen Stellen, wurde schneller und automatisierte die Handgriffe.
An manchen Tagen waren es selbst zu viert so viele Möhren, dass man gar nicht hinterher kam, an Anderen langweilte man sich sogar nur zu zweit, weil so wenig schlechte dabei waren.


Insgesamt war es wie zu erwarten einfach sehr eintönig und damit auch langweilig. Und anstrengend, man darf echt nicht unterschätzen, wie anstrengend das ganze Stehen ist. Vor allem Beine, Rücken und Schultern schmerzten. Dafür hatten wir auch drei Pausen am Tag. Wir starteten jeden Tag um 8:30 Uhr, unsere erste Pause war von 10:00 – 10:15 Uhr, eine Mittagspause von 12:00-13:00 Uhr und die letzte Pause war von 15:00-15:15 Uhr. Es sind viele Pausen, aber die braucht man auch wirklich. Das Beste ist, die beiden fünfzehn Minuten Pausen werden sogar bezahlt und jeden Tag brachte die Frau von einem der Inhaber die leckersten selbstgebackenen Sachen. Muffins, kleine Küchlein, überbackene Teigtaschen...Und selbst wenn sie in einer Pause mal nichts brachte, gab es immer noch mindestens eine Packung Kekse.
Die anderen Mitarbeiter waren alle super nett, aber Lydia, Nils, Nele und ich waren ausnahmsweise mal die einzigen Deutschen. Und auch die Jüngsten.


Untergebracht waren wir in kleinen Bungalows neben dem Packhouse. Sie waren sehr einfach und Neles und meins leider etwas dreckig. Duschen, Toilette und eine Küche gab es im Packhouse. Das war das einzig nervige, wenn man abends nochmal aufs Klo musste, musste man erst einmal ein Stückchen durch die Dunkelheit tapsen bis zum Packhouse. Wlan hatten wir auch nicht. Die Unterkunft war eben einfach, aber dafür auch günstig. Wir bezahlten 70 Dollar pro Woche, pro Person, also umgerechnet hat jeder von uns 5,90€ pro Nacht bezahlt, da kann man sich wirklich nicht beschweren. Aber das aller Wichtigste, das Geld kam auch immer pünktlich und passend, eine echt nette Abwechslung zu unserem vorherigen Job.
Die freien Tage bzw. Stunden nach dem Arbeiten nutzen wir meist einfach dazu uns zu entspannen. Nele, Lydia, Nils und ich guckten in den zwei Wochen zusammen alle 8 Harry Potter Filme, denn es konnte auf gar keinen Fall so bleiben, dass Lydia nur einen Harry Potter Teil kannte. 

Und an unserem ersten freien Tag, dem ersten Samstag, fuhren wir zum Tongariro Nationalpark. Denn wie Papa, der schon seit Monaten auf Fotos von Crossing wartete, richtig recherchiert hatte, lag der Tongariro Nationalpark nur eine halbe Stunde von Ohakune entfernt. Lydia und Nils hatten das Crossing bereits einmal gemacht, begleiteten uns aber netterweise noch einmal, weil es ihnen eh so gut gefallen hatte.
So standen wir morgens um 6 Uhr auf (früher als zur Arbeit) und fuhren gegen 7 Uhr los. Auch hier mussten Nele und ich uns auf eine Matratze ins Auto legen, aber daran sind wir inzwischen ja gewöhnt. Um uns das Shuttle zu sparen, setzte uns Nils am Start ab und fuhr dann bis zum Ende, wo er das Auto abstellte und uns vom Ende entgegen kam. Inzwischen starteten Lydia, Nele und ich noch im Nebel von der anderen Seite.

Das Tongariro Alpine Crossing, die bekannteste Tageswanderung durch Mittelerde, 19,4km durch Mordor, entlang des Schicksalsberg.


Wir haben uns lange darauf gefreut, aber hatten auch ein wenig Respekt vorher. Immer hin war der Walk mit der höchsten Schwierigkeitsstufe ausgeschrieben. Uns wurde von super anstrengenden Stufen, die man hoch laufen muss, die gefühlt niemals enden und das Atmen schwer machen, erzählt. Aber so schlimm fanden wir es gar nicht. Ich hätte es mir so viel anstrengender vorgestellt, ich fand den Roy‘s Peak track sogar anspruchsvoller. Aber alles von vorne.
Um 8 Uhr liefen wir drei los. Die ersten drei Kilometer waren noch sehr entspannt, dann fingen die Treppen an. Jedoch waren einfach so viele Leute auf dem Track, dass man zwischendurch immer kurz stehen bleiben musste, weil vorne jemand so langsam ging.


Nachdem wir diese überstanden hatten, machten wir eine kurze Frühstückspause. Nach der kurzen Stärkung war unser Plan, den eigentlichen Track zu verlassen und auf den Mount Doom, besser bekannt als den Schicksalsberg, in dem Sauron den Einen Ring der Macht geschmiedet hatte, zu besteigen. Wie Frodo und Sam wollten wir den steilen Weg hinaufklettern. Das wären nochmal drei bis vier extra Stunden gewesen, doch genau dann zogen die Wolken auf, sodass man oben gar nichts mehr gesehen hätte. So überlegten wir es uns anders und setzten den eigentlichen Weg fort.

Es ging weiter durch riesige Lavafelder, einige weitere Treppenstufen folgten, bis uns ein sehr steiler unbefestigter Weg zum höchsten Punkt des Tracks brachte, wo wir unsere Mittagspause mit einem wunderbaren Blick auf den Schicksalsberg machten.



Nachdem wir auch den red crater ausgiebig bestaunt hatten, hieß es bergab laufen oder eher rutschen.


Dieser Weg war wirklich sehr steil und rutschig. Dort trafen wir dann Nils wieder, gerade pünktlich für ein Foto vor den emerald-green lakes. In der grauen steinigen Vulkanlandschaften, sehen die Seen mit ihren knalligen Farben so fehl am Platz aus, aber auch richtig cool.



Die Seen waren das letzte Highlight des Tracks, die letzten 9km zurück zum Parkplatz waren fast etwas langweilig. Nach circa 7 Stunden insgesamt, kamen wir dann beim Auto an und fuhren natürlich erschöpft, aber weniger erschöpft als erwartet, zurück zum Packhouse. Der Track hat mir wirklich gut gefallen, aber er war leider unglaublich überlaufen. Aber es ist ja klar, dass sich das niemand entgehen lassen möchte.

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