Von
Mapua aus trampten wir bis Motueka. Bereits das dritte Auto hielt an
und nahm uns mit. Es war eine alte Frau, bestimmt schon 80 Jahre alt,
die gerade auf dem Weg zu ihrer 103 jährigen Mutter war. Von der
ersten Sekunde an erzählte sie uns all mögliches über ihre Mutter,
ihre Töchter, ihre Camping Ausflüge als Kind und weiß der Henker
was. Also sie war ja nett, aber wirklich sehr gesprächig. Als sie
uns nach einer halben Stunde vor New World absetzte, hatte ich das
Gefühl ihre halbe Lebensgeschichte zu kennen. Zur Verabschiedung
wollte sie uns dann noch umarmen, das fand ich schon ein wenig
gruselig, aber wahrscheinlich hat sie sich einfach gefreut, dass sie
sich wieder mit jemandem unterhalten konnte, bzw. ihr jemand zugehört
hat, denn das Gespräch war etwas einseitig. Wir hatten meistens gar
nicht die Möglichkeit etwas zu erwidern, weil sie so im Redefluss
war.
Nachdem
wir für die nächsten Tage einkauft hatten, wurden wir von einem
kostenlosen Shuttle unseres Hostels in Marahau abgeholt. Der Besitzer
des Hostels war echt cool und fuhr sogar noch eine Runde mit uns
durch den Ort und zeigte uns vom besten Burgerladen, über den
leckersten Eisstand bis hin zu den verschiedensten Kajakvermietungen.
Das Hostel selbst wurde gerade erst eröffnet und war auch noch nicht
ganz fertiggestellt. Aber es gab jetzt schon Billardtische, Kicker
und haltet euch fest, einen eigenen Kinoraum mit einer riesigen
Leinwand und jeder Menge Sofas! Später sollen noch ein Fitnessraum,
ein Yoga Zimmer und ein Massage Studio dazukommen.
Nachdem
wir uns das Hostel fertig angeschaut hatten, gingen wir das erste Mal
in den Abel Tasman Nationalpark, Neuseelands kleinsten, bekanntesten
und wahrscheinlich schönsten Nationalpark. Wir liefen bis zur ersten
Bucht und legten uns entspannt an den Sandstrand. Leider war gerade
low tide, sodass wir nicht baden gingen.
Auf
dem Rückweg trafen wir Toni und gingen zusammen zum Hauptstrand des
Örtchen, wo Nele und Toni schwimmen gingen. Dort gab es unglaublich
viele Seesterne.
Am
nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen, denn unsere Kajaktour
durch den Abel Tasman stand an. Bereits um 8 Uhr gingen wir vom
Hostel los, denn wir mussten noch eine knappe halbe Stunde zur
Ausleihe laufen. Denn Nele und ich waren mal wieder Sparfüchse und
hatten den günstigsten Anbieter rausgesucht, aber da musste man halt
etwas hinlaufen.
Dort
bekamen wir von einem nettem jungem Mann mit sechs anderen Leuten
eine Einführung wie alles funktionierte. Nachdem wir die Sachen im
Kajak untergebracht hatten und mit Rettungswesten ausgestattet
wurden, fuhren wir zum Strand. Dort folgte im Wasser noch eine
letzte Erklärung, bevor es los ging und Nele und ich auf eigene
Faust los paddeln konnten.
Wir hatten uns gegen eine geführte Tour
entschieden, zum Einen, weil die wirklich super teuer waren, aber vor
allem, weil wir so in unserem eigenen Tempo paddeln konnten und Pause
dort machen können, wo immer wir wollen.
Zuerst paddelten wir zur
Adele island, wo wir vom Boot aus jede Menge Robben und sogar einige
Robbenbabys beobachten konnten. Danach legten wir an einer kleinen
super schönen Bucht für eine Mittagspause an. Diese Bucht konnte
man auch nur übers Wasser erreichen, da der Wanderweg dort nicht
hinführte. Und es war wirklich wunderschön. Goldener Sand und super
klares Wasser! Einfach traumhaft.
Wir machten eine ausgiebige
Schwimm- und Mittagspause, bevor wir weiter paddelten. Wir hielten
noch ein anderen Bucht, um dort noch einmal zu schwimmen. Dann war es
auch schon Zeit für den Rückweg. Da mussten wir uns ein wenig
beeilen, weil wir ein bisschen spät waren, dabei wurde das Paddeln
schon ein wenig anstrengend. Aber es war wirklich ein wunderschöner
Ausflug, der sich absolut gelohnt hat!
Nach
dem Abendessen guckten wir uns dann endlich im Kino des Hostels den
letzten Hobbitteil an.
Den
folgenden Tag stand für mich etwas ganz besonderes auf dem Plan.
Während Nele sich bereits morgens auf den Weg machte für ihre
Tageswanderung durch den Abel Tasman, wurde ich mittags von einem
Shuttle abgeholt und nach Motueka gefahren.
Ich
konnte es gar nicht glauben, ich hatte es mir schon vor Neuseeland
vorgenommen und heute war endlich der Tag gekommen. Der Tag für
meinen aller ersten Fallschirmsprung!
Ich
bin ja ein absoluter Adrenalinjunkie, schon vor Jahren bin ich vom 10
Meterturm gesprungen und keine Achterbahn ist mir je zu hoch. Da hat
ein Fallschirmsprung natürlich noch gefehlt. Und jetzt hatte ich die
perfekte Gelegenheit, also ich meine ein Fallschirmsprung in
Deutschland wäre ja schon cool gewesen, aber in Neuseeland, das ist
nochmal etwas ganz besonderes!
Nachdem
ich mit dem Shuttle ankam, musste ich erst einmal einige Papiere
ausfüllen und wurde auf die Risiken eines solchen Sprungs
hingewiesen. Danach wurde ich noch gewogen und dann hieß es warten.
Draußen konnte ich noch einer anderen Gruppe bei der Landung
zuschauen.
Gerade wollte sich die nächste Gruppe auf dem Weg zum
kleinen Flugzeug machen, doch dann wurden sie zurückgeschickt. Das
Wetter war den ganzen Tag bisher perfekt gewesen, Sonne, 26 Grad und
kaum eine Wölkchen am Himmel. Doch jetzt hatte es sich ziemlich
zugezogen und es tröpfelte sogar ein wenig. Oben in der Luft solle
der Wind zu stark gewesen sein, dass sie niemanden springen lassen
durften. Alles wurde um eine halbe Stunde verschoben. Aber nach der
halben Stunde sah es immer noch nicht besser aus, so wurde der
nächste Sprung auf 17 Uhr verschoben. Die Angestellten liefen schon
herum und fragten die Leute, ob sie nicht an einem anderen Tag
wiederkommen könnten. Das taten auch viele, manchen hatten auch
keine Zeit und konnten weder warten, noch an einem anderen Tag
wiederkommen. Die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
Und auch ich hatte die Befürchtung, dass es bei mir mit dem
Fallschirmsprung nichts mehr werden würde, denn auch Nele und ich
fuhren am nächsten Tag weiter. Aber ich dachte mir, ich warte jetzt
erst einmal ab, vielleicht wird es ja doch noch besser.
Und
das Warten hatte sich gelohnt. Um 16:45 Uhr riss der Himmel wieder
auf und bis 17 Uhr waren alle Wolken verschwunden und der strahlend
blaue Himmel war zurück. Und dann ging es plötzlich alles ganz
schnell. Ich wurde eingekleidet, lernte meinen Tandemsprungpartner
kennen, der mir genaue Anweisung für den Sprung gab und dann ging es
schon ab ins Flugzeug.
Ich hätte erwartet, dass ich spätestens an
diesem Punkt mega nervös werde, aber ich weiß nicht, ob es an der
ganzen Warterei gelegen hat oder woran auch immer, es war überhaupt
nicht so. Das Flugzeug stieg höher und höher, aber ich war total
ruhig und schaute mir einfach den wunderbaren Ausblick über die
traumhaften Strände bis hin zu den Malborough Sounds an. Dann waren
wir auf der richtigen Höhe angekommen. Mein Tandempartner öffnete
die Tür des Flugzeugs. Ich war die Erste. Ich setzte mich an die
Kante des Flugzeuges, klappte meine Füße unter eine Stufe, legte
meinen Kopf nach hinten und überkreuzte meine Arme, wie mein
Tandempartner es mir vorher gesagt hatte.
Und
im nächsten Moment fiel ich schon. Das Gefühl? Einfach
unbeschreiblich. Ich probierte jede Sekunde des freien Falls zu
genießen und dieses Gefühl in mir zu speichern. Dann öffnete sich
schon der Fallschirm. Ich konnte es immer noch nicht begreifen. Ich
flog durch die Luft. Mein Begleiter fragte mich, ob ich Achterbahnen
mögen würde und ein paar Sekunden später waren wir schon mitten in
einem Überschlag. Nach den ganzen Drehungen war mir fast ein wenig
schlecht, aber es hat unglaublich Spaß gemacht. Dann war es schon
Zeit für die Landung, ich hob wie aufgefordert meine Beine und landete
weich auf meinem Po.
Und schon war es vorbei, aber ich war trotzdem
noch voller Glücksgefühle und konnte es kaum erwarten, Nele gleich
im Hostel alles zu erzählen. Das tat ich dann auch bei einem
ausgiebigen Abendbrot, denn neben den ganzen Glücksgefühlen hatte
ich auch echt Hunger.
Danach schauten Nele und ich uns noch zusammen
am Strand den Sonnenuntergang an, ein schönes Ende für einen
erlebnisreichen und einzigartigen Tag.
Ich
muss sagen, ich hatte vorher echt überlegt, ob ein Fallschirmsprung
wirklich so viel Geld wert ist, aber ich bin super froh, dass ich es
gemacht habe und dann noch hier in Neuseeland. Es war eine
unglaubliche Erfahrung, an die ich später bestimmt noch oft
zurückdenken werde. Verwunderlich fand ich nur, dass ich während
des ganzen Sprunges oder noch im Flugzeug, nie wirklich Angst hatte,
aber wahrscheinlich war ich einfach viel zu beschäftigt damit es zu
genießen und all die Eindrücke auf mich wirken zu lassen.
Hammmer! Nochmal: meinen Respekt, mein mutiges Mädchen!
AntwortenLöschenEs ist unglaublich, was ihr alles erleben könnt. Genieß es, die Zeit und die wunderbaren Erfahrungen und Gefühle kann dir keiner mehr nehmen.
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